Notruf NRW – Der Streik der keinen wirklich interessiert

FĂŒr mich war es nur eine Frage der Zeit, wann die Krankenschwestern und das restliche Pflegepersonal in den Streik gehen, jetzt wo wir durch das gröbste raus sind bezĂŒglich der Pandemie. Das ist zumindest mein persönliches Empfinden. Denn was hat man geklatscht 2020, als diese Menschen ihr Privatleben und ihre Gesundheit fĂŒr uns geopfert haben um das Ausmass der Pandemie aufzufangen. Von „unseren Helden“ war die Rede, doch wie hat man diesen Menschen Tribut gezollt? Durch klatschen auf Balkonen. That`s it. Keine Pointe. 

Keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, keine bessere Bezahlung. Nein. Es gab LavendelstrĂ€usse, bienenfreundliche LavendelstrĂ€usse. Ich weiss es nicht, also helft mir bitte auf die SprĂŒnge: Gab es schon mal eine Zeit in der Krankenschwestern und Pfleger die Arbeit niedergelegt haben um zu Streiken? Nicht fĂŒr mehr Geld, sondern fĂŒr bessere Arbeitsbedingungen! Denn gerade das passiert in NRW! Wo bleibt der grosse Medienaufschrei? Die SolidaritĂ€t der Menschen? Über jeden verwirrten Coronaleugner konnte man schliesslich auch 2.5 Jahre 24/7 berichten!

Was mich am meisten enttĂ€uscht, sind die „Götter in Weiss“ die sich nun gegen die streikenden Menschen stellen und ihnen ein schlechtes Gewissen machen. Sie dĂŒrfen nicht aus den Augen verlieren, dass sie ohne die PflegekrĂ€fte nicht weit kommen wĂŒrden in den KrankenhĂ€usern, oder Altenheimen.

Notruf NRW

6 Unikliniken haben sich zusammengeschlossen, von VERDI unterstĂŒtzt, um auf die Katastrophe aufmerksam zu machen, die sich nicht erst seit Beginn der Pandemie anbahnte. Unmögliche Arbeitsbedingungen fĂŒr das Personal und Lernende plus unzureichende Zeit fĂŒr Patienten. Wie das genau aktuell aussieht, hat mir eine Krankenschwester erzĂ€hlt. Gedeckt sind ihre Aussagen, von vielen anderen Stimmen die man in den sozialen Medien findet unter #NotrufNRW und NotrufNRW

 

Hilferuf einer Krankenschwester

Wir stehen 365 Tage im Jahr im Krankenhaus und das 24 Stunden. Wir sind gut ausgebildet worden. FachkrÀfte, die ununterbrochen arbeiten, um die Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen. 

Das alle sechs Unikliniken in Nordrhein-Westfalen streiken und die Medien nicht darĂŒber berichten oder wenn, dann muss man etwas bezahlen um die Berichte lesen zu dĂŒrfen. Es ist unfassbar!

Warum ist es auf allen Titelbildern, wenn Busfahrer streiken oder Piloten? Möchten die Medien und die Politik nicht das die Bevölkerung Bescheid weiß? Sich gegebenenfalls mit uns solidarisiert? Hat man Angst, dass sich uns noch mehr FachkrĂ€fte anschliessen? 

Die streikenden verlangen bessere Arbeitsbedingungen und Entlastung

Tausende PflegekrĂ€fte in ganz Nordrhein-Westfalen streiken seit ĂŒber 30 Tagen unbefristet. Die Streikenden bekommen keinen Lohn. Sie bekommen 75% ihres Verdienstes durch die Streikkasse. 75% von einem wirklich recht niedrigen Gehalt. Meine Kollegen verzichten auf 25% ihres Geldes um fĂŒr die Bevölkerung zu kĂ€mpfen, damit sich die Bedingungen in den KrankenhĂ€usern verbessern und niemanden interessiert dieser Streik – der aber alle betrifft.

Nicht selten schimpfen Menschen in den KrankenhĂ€usern, dass sie zu lange warten mĂŒssen. Doch wer warten DARF, dem geht es noch gut. Drinnen in den RĂ€umen kĂ€mpfen andere Menschen um ihr Leben. KĂŒrzlich habe ich drei Menschen reanimieren mĂŒssen, darunter ein Kind und wurde auf dem Flur als Hure betitelt, von jemanden mit einer Platzwunde, dem die Wartezeit zu lange ging. Manchen Menschen sehen nur noch ICH ICH ICH. SanitĂ€ter werden angegriffen, beschimpft – wir alle, die die Gesundheitsversorgung sicherstellen, bekommen es von allen Seiten ab. 

Aber in Zukunft werden die Wartezeiten noch lĂ€nger betragen, denn wer kann, der verlĂ€sst den Job im Krankenhaus und sucht sich etwas anderes. Und nicht nur aus den KrankenhĂ€usern flĂŒchten die Pflegenden! Nachwuchs ist eher spĂ€rlich, viele brechen ab, da sie dem Druck nicht standhalten können und zu schnell zu viel von ihnen abverlangt wird. 

Zur aktuellen Lage in den KrankenhÀusern in NRW

Operationen werden einfach als Notfall deklariert, damit das Geld fließt. Auch wenn bei vielen Operationen ĂŒberhaupt kein Notfall ersichtlich ist. 

Mal abgesehen davon, was mit den Kollegen ist, die die Notbesetzung aufrecht erhalten. Die Kliniken und Ärzte mĂŒssen Geld verdienen deswegen wird nicht die Arbeit verringert, so wie es in einem Streik sein sollte. Denn auch ein Streik hat Regeln. Die Arbeit bleibt die gleiche und wird auf Kosten derer gemacht, die da sind, um die Notfall Besetzung aufrecht zu erhalten. Das fĂŒhrt ĂŒber frĂŒh oder lang dazu, dass noch mehr FachkrĂ€fte das weite suchen, oder ausbrennen und somit auch Langfristig  ausfallen. Die wenigsten kommen danach wieder zurĂŒck in den normalen Krankenhausbetrieb. 

Ich arbeite in der AnÀsthesie und Intensivmedizin. Da gibt es ja 20 verschiedene Bereiche. Jede Schwester oder Pfleger ist in so zwei bis drei Bereichen eingearbeitet. 

Aufgrund des Streikes war es jetzt aber seit zwei Wochen so, dass ich immer wieder morgens angerufen worden bin und teilweise an einem Tag in sechs verschiedenen Abteilungen arbeiten musste.

Ich habe dann irgendwann gesagt, dass ich das nicht mehr möchte. Ich mich sehr unwohl fĂŒhle in Bereichen zu arbeiten, wo ich mich nicht auskenne, dass ich Angst habe Patienten zu gefĂ€hrden. Ich merke dass die Ärzte sehr genervt sind wenn Sie bemerken dass ich einfach nicht gut eingearbeitet bin in dieser Abteilung. Es ist auch so, dass ich und meine Kolleginnen nicht mal wissen, wo die Toiletten sind auf den fremden Abteilungen! Das muss man sich mal vorstellen! 

Ich habe dann gesagt, dass ich ab sofort immer streiken gehe, wenn sie mich in einer mir fremden Abteilung schicken. Man muss sich vorstellen, da geht es teilweise um Herzklappen Ops oder FrĂŒhchen! 

Und ich stehe da als verantwortliche examinierte Krankenschwester die seit ĂŒber 2 Wochen durcharbeitet und weiß nicht mal, wo ich die Toilette finde. Geschweige denn die Arbeitsmittel und ich kenne die AblĂ€ufe nicht, die Notfallwagen usw.

Zu guter letzt, möchte ich meinen streikenden Kollegen nicht in den RĂŒcken fallen, in dem ich ihre Arbeit mache und alles auffange, damit es lĂ€uft. Und ich finde fĂŒr Kindermedizin,wo ich kĂŒrzlich eingesetzt wurde, muss man einfach echt extra ausgebildet werden. Ein Kind zu reanimieren ist einfach was anderes als einen Erwachsenen.

Helft uns bitte! 

Jeder, der ĂŒber den Streit informiert ist und sich mit uns solidarisiert, ist ein Riesen Gewinn fĂŒr uns und somit fĂŒr die ganze Gesellschaft. Mehr von uns Pflegern und Pflegerinnen ist besser fĂŒr alle!

Falls du immer noch denkst, dich betrĂ€fe der Streik nicht, stell dir bitte vor, du hast einen Unfall, es geht um Leben und Tod und die FachkrĂ€fte in dem Op hatten seit ĂŒber 2 Wochen nicht mehr frei und sind fĂŒr deinen Fall nicht ausgebildet genug, geschweige wissen sie wo alles ist in dem Opsaal, wo du dich gerade auf dem Tisch befindest. Das ist keine Szene aus einem Film, das ist RealitĂ€t. Denkst du Immer noch, es ist ok diesen Streik zu ignorieren, der fĂŒr bessere Arbeitsbedingungen kĂ€mpft? 

Was kannst du konkret tun? 

Spreche mit deinem Umfeld darĂŒber, schreibt Briefe an die zustĂ€ndigen Politiker:innen. Unterschreibe als UnterstĂŒtzerin bei Notruf NRW. Es ist alles besser als Nichtstun. 

Anmerkung: 

Man kann als FachkraftÂ ĂŒberlastungsanzeigen stellen. Das bedeutet wenn man alleine im Dienst und das Leben der Patienten nicht mehr gewĂ€hrleisten kann, kann man eine Überlastungsanzeige stellen und somit die Verantwortung abgeben an den Chef der irgendwo im BĂŒro sitzt. Wenn man das aber in Anspruch nimmt wird einem mitgeteilt, dass man ungeignet ist fĂŒr den Pflegeberuf und lĂ€uft Gefahr seinen Job zu verlieren. 

Eine andere Krankenschwester erzĂ€hlte mir, dass sie psychologische Betreuung nicht in Anspruch nehmen kann, nachdem sie schreckliches erlebt hat wĂ€hrend der Pandemie, weil es dann hiesse, sie sei nicht resilient genug fĂŒr den Job. In welcher Welt leben wir eigentlich, wo FachkrĂ€fte die Schreckliches gesehen haben sich nicht die UnterstĂŒtzung holen können, ohne dafĂŒr verurteilt zu werden von ihren Vorgesetzten? 

 

 

Schleich dich!

Es war auf jeden Fall sehr amĂŒsant, wie sie genau das bestĂ€tigte was ich vorher angeprangert hatte. Manche merken aber auch gar nichts. Und oft können sie nichts dafĂŒr. Ja, ja ich wollte nie wieder ĂŒber andere Menschen lachen, aber seit der Pandemie fĂ€llt mir das zunehmend schwer.  Ich glaube Humor ist das Einzige was in solch einer Zeit hilft nicht den Verstand zu verlieren, wenn man sich umsieht wie manche völlig am *abdrehen sind.

ADHS Diagnose

 
Ich bin mittlerweile an einem Punkt in meinem Leben, da kann ich echt nicht mehr wĂŒtend sein, aber das liegt zum Teil auch an der ADHS-Medikation. Jup. Ich bekam meine Diagnose vor 7 Wochen, nachdem ich mich jahrelang gedrĂŒckt habe, davor. Mir gehts gut damit, es ist nichts, worunter ich „leide“ noch bin ich plötzlich geistig eine andere. Doch ein wenig. Konzentrierter, ausgeglichener und hab endlich einen Plan im Kopf fĂŒr meine Vorhaben, statt mich wochenlang im Kreis zu drehen, oder Jahre. Ja, nu und wie das halt so ist, haben viele Menschen wieder viel Meinung. 
 

Ungebetene RatschlĂ€ge 

 
Ich habe das vor 7 Wochen mit meiner Facebookcommunity geteilt, ein paar Menschen sprangen auch gleich zu Hilfe, was ich sehr nett fand. Nicht das sie mir was Neues dazu erzĂ€hlen könnten, denn ich habe jahrelang in das Thema eingelesen, aber es ist doch spanend, ihre persönlichen Erfahrungen zu hören. Voller Optimismus trat ich auch ein paar ADHS Gruppen bei und ich wĂŒnschte, ich hĂ€tte es nicht getan. Aber dazu spĂ€ter. Denn zuerst hat mir mir ein Mann Mitte 50 ungefragt seine Meinung zu ADHS kundgetan, so als Betroffener um die ich nie gebeten habe.
 
Das sich die Symptome unterscheiden können – geschenkt. Ich musste ihn dann sperren, weil er ein Riesen Fass aufgemacht hatte, weil ich ihm gesagt habe, wĂ€hrend ich in der Arbeit war, dass ich mich in 30 Minuten melde, wenn ich Feierabend habe. Nun ja, ich kam erst 1.5 Stunden spĂ€ter raus und durfte mir deswegen eine Standpauke anhören „Ich hatte es doch versprochen!“ Dude, ich hab gesagt ich melde mich nach der Arbeit. Was ich getan habe. Gibt Jobs, da klappst du nicht um 16 Uhr den Laptop zu, aber joa, das Gehirn von manchen alten MĂ€nnern funktioniert manchmal seltsam. Und Gaslighting funktioniert bei mir nicht mehr.  Schon lange nicht mehr. Nice try.
 

Corona auspendeln

 
Die nĂ€chste die was zu melden hatte bezĂŒglich der Diagnose war eine ehemalige Mitbewohnerin, die mir erzĂ€hlte, dass sie jeden Tag auspendelt, ob sie Corona hat oder nicht.
 
Joa, von so einer Person ohne medizinischen Background möchte ich sicher RatschlÀge erhalten zu einem Thema, von dem sie 0 Ahnung hat. Wir hatten erst seit Kurzem wieder Kontakt nach einer langjÀhrigen Pause und so schnell das kam, brach ich den Kontakt wieder ab. Denn was da kam mit dem Pendel war nur die Spitze des Eisberges.
Viel Meinung bei maximaler Ahnungslosigkeit
Ich hab selten so viel wirres Zeug in so kurzer Zeit gehört. No offense, aber meine Zeit ist mir einfach zu schade um irgendwen zu ertragen der scheinbar absolut in einer anderen Welt lebt.  Und sich dazu absolut ĂŒbergriffig verhĂ€lt wĂ€hrend sie sich in ihren falschen Annahmen ĂŒberschlĂ€gt. I mean, really? Pendeln? Sie wurde nicht mĂŒde zu betonen, dass ich nun mein komplettes Leben umstellen mĂŒsste mit der Diagnose. Hmm, ich bin nicht mehr die Person von vor 7 Jahren, danke und nun schleich dich!
 
ADHS Gruppe 
 
Mein Highlight war aber eine ADHS Gruppe in der Eltern nicht mĂŒde wurden ihre Kinder als faul zu bezeichnen. Das ADHS die exekutiv Funktionen einschrĂ€nkt, geschenkt. Hui war man da sauer, als ich sie mal drauf hingewiesen habe, zunĂ€chst sehr freundlich und diplomatisch, dass man sich nicht wundern darf, wenn ADHS in vielen Augen keine Störung im Gehirn ist und nicht als Krankheit akzeptiert wird. Wenn schon die Eltern von Betroffenen, ihre Kinder als faul bezeichnen im Netz. Dazu noch hĂŒbsche offene Profile, mit Bildern von den besagten Kindern und dem Wohnort.
 
Ich staune immer wieder, was es nicht alles gibt. Auch diskutierte ich eifrig mit MĂŒttern die am liebsten mit der Brechstange gekommen wĂ€ren um ihre Kinder zu Disziplin zu erziehen, weil „im Leben nimmt keiner RĂŒcksicht auf dich!“ Ja, genau so ist es Uschi, deswegen musst du auf dein Kind RĂŒcksicht nehmen, thats your fucking Job! Nicht deinem Kind noch mehr Druck machen fĂŒr etwas wofĂŒr es absolut nichts kann. Es war keine Überraschung das die, die sich hart gegen die wissenschaftliche Faktenlage ausgesprochen hatten Coronaleugner waren. Social Media und seine offenen Profile ersparen einem so manche mĂŒssige Diskussion. Auch hier wieder #mĂŒtend Mit Coronaleugner und Rassisten wird nicht diskutiert, fertig.

Datenschutz

 
Wie ich so bin, hab ich meinem Ärger darĂŒber Luft gemacht auf meiner Pinnwand, weil AufklĂ€rung und so. Und jetzt kommt es: Die Adminperson kam dann, weil der Post offen war und meinte ich hĂ€tte gegen den Datenschutz verstossen. Das Ganze tat sie kund auf meiner Pinnwand, statt sich via PN zu melden. Datenschutz. In einer Gruppe wo alle sehen um welches Kind es sich handelt und wo es wohnt. WTF! Ich, die keine Namen genannt habe, nicht mal den Namen der Gruppe. Ihr Profil hingegen offen und sie klar deklariert als Admin der Gruppe XY, ersichtlich fĂŒr alle.
Also hat sie meine Leute und alle die mitgelesen haben direkt zur besagten Gruppe gefĂŒhrt die sie schĂŒtzen wollte. Dort wo man auf gar keinen Fall hinsollte, wenn man sich ernsthaft und wissenschaftlich ĂŒber ADHS austauschen möchte. Aber hey, immer hin schreibt sie sich Datenschutz gross auf die Fahne.
 
Irgendwie verstand sie das aber nicht und fing an meine Followerin die sich mit in die Diskussion einklinkte zu beleidigen und das ganze zwei Tage lang.  Da ich mich bereits entfernt hatte von der Schwurblertruppe sah ich den Sinn ihres Auftrittes nicht, und das sie mir anfangs erzĂ€hlte ich sei nun drei Tage gesperrt. Auf den Vorwurf, warum man das so zuliesse als Admin einer ADHS-Gruppe, dass sich Eltern dort so verhalten und ihre Kinder so vorfĂŒhren dĂŒrfen ging sie zu keinem Augenblick ein. Auch hatte sie anscheinend 0 Plan was sich da fĂŒr Leute rumtreiben, oder was ĂŒberhaupt dort abging. Aber sie drohte mit rechtlichen Schritten -okaaaay. Noch eine die eine Klage gegen mich verliert, why not? Vielleicht sollte ich mir fĂŒr jeden gewonnen Prozess eine Pokalsammlung zulegen?! 
 
 
 
 
 
Hab eine tolle Zeit & stay away from Schwurbel 
 
 
 
 
* Ich wollte eigentlich verblöden schreiben, aber ich bemĂŒhe mich weiterhin ein netter Mensch zu sein. Klappt so semi gut, wie du siehst.
PS. Tut aber gut wieder hier aktiv zu sein und bisschen rum zu fluchen. 

 

Etwas zwischen Schulterzucken und wĂŒtend

„MĂŒtend“

Das ist eine Wortkreation, die ich von Twitter kenne, wer sie genau ins Leben gerufen hat kann ich leider nicht sagen. MĂŒtend ist ein GefĂŒhl zwischen mĂŒde und wĂŒtend. Irgendwie trifft das auf viele zu, ein wenig auch auf mich. Wobei, ich habe mir viel am Hintern vorbeigehen lassen in den letzten zwei Jahren. Wirklich. Deswegen war es hier auch so ruhig. Ich habe mich auf mich selbst konzentriert und die Welt so gut es ging ignoriert. Na ja zumindest fast. Zumindest war ich nie so wĂŒtend, dass ich herkam zum schreiben.

Jedes Mal, wenn ich dachte „komm, lösch den Blog, du hast eh keine Lust mehr, den zu fĂŒhren“ kamen E-Mails von Menschen, die mir sagten, wie sehr ihnen meine Worte geholfen haben. Tja. Ich glaube nicht an Schicksal, aber irgendwie kann ich das nicht ignorieren. Weil es nicht nur einmal geschah in den letzten zwei Jahren, in denen hier tote Hose herrschte.

So here we are

Im frischen Gewand, mit neuen Erkenntnissen und einer grossen Portion mĂŒtend.  Versteh mich nicht falsch, mein Leben ist seit 2 Jahren wunderbar. Ich habe mir eine Welt erschaffen, in der es mir an nicht fehlt. Isolation stört mich nicht, ich habe in meiner Wohnung nahe am See alles, was ich brauche, zum glĂŒcklich sein. Ab und an sehe ich auch Freundinnen. Beruflich bin ich abgesichert, meine CoachingtĂ€tigkeit nimmt langsam Fahrt auf und meine Weiterbildungen gehen auch weiter, als wĂ€re Corona nicht da. Falls es wen interessiert: Ich bin geboostert. Mir fehlt es an nichts, ich bin so gesund in den letzten 2 Jahren gewesen wie noch nie in meinem Leben.  Vielleicht hat mich mĂŒtend auch etwas bequem gemacht. Zu bequem.

WTF ist los mit manchen?

Und auch du weisst schon, was ich sagen möchte, so mitten in einer Pandemie, in denen KrankenhĂ€user attackiert wurden durch Impfgegner und linke gemeinsame Sache machen mit Rechtsradikalen. Darauf einzugehen habe ich aber keine Lust, ich kann mit dem Kopf schĂŒtteln, wie viele plötzlich Virolog:innen wurden, Spezialist:innen fĂŒr Impfstoffe, Ärzt:innen und was auch immer. Aber mehr als ein mĂŒdes KopfschĂŒtteln inklusive Schulterzucken habe ich leider nicht mehr ĂŒbrig. Mir tun die PflegekrĂ€fte leid und dann wiederum nicht, weil der Pflegenotstand keine neue Sache ist. Ich bin mĂŒtend.  

Verstehe nicht, dass man sich da und auch in den sozialen Berufen nie so organisieren konnte, dass es zum Streik kommt, damit sich etwas Ă€ndert. Ein grosser Streik, nicht das wischiwaschi was so lief in der Vergangenheit. Jaja, VerantwortungsgefĂŒhl und Konsequenzen. (Aber auch Helferkomplexe, geringes SelbstwertgefĂŒhl und Aufopfern bis zur völligen Selbstaufgabe.) Ich weiss, es ist alles nicht so einfach. Nur eben, so nutzt man weiterhin schon gebeutelte Menschen aus bis zum Burn-out. 

Triage? Ich zucke mit den Schultern. Ich kann nichts mehr anderes, im Angesicht der ganzen Tragödien die sich abgespielt haben in den letzten zwei Jahren. Ich bin abgestumpft. Weil ich auch nicht wĂŒsste was  frau noch tun kann um da irgendwas zu reissen.

Schulterzucken, mehr habe ich nicht mehr ĂŒbrig

Und es tut mir ehrlich gesagt nicht leid. Ich habe es aufgegeben mit Impfgegnern zu sprechen, wie ich aufgegeben habe mit rassistischen Menschen Diskussionen zu fĂŒhren.  Also schaue ich auf mich, auf meine mentale Gesundheit, auf meine Ressourcen und auf mein Umfeld. Wie viel Hoffnung ich anfangs hatte, das die Welle der SolidaritĂ€t anhĂ€lt, Menschen enger zusammenwachsen und wir das alle gemeinsam durchstehen. Denn im Grunde habe ich immer noch die Hoffnung das die Menschen gut sind.

Dikatur? Nope. 

Die Politik spaltet nicht, so wie viele das meinen. Es sind vereinzelte Menschen, die den Ernst der Lage nicht begreifen und auf ihre persönliche Freiheit pochen die spalten. Diese Menschen die sich auf Demos echauffieren, dass man ja in einer Diktatur lebe, wo man nichts mehr sagen dĂŒrfe. Diese Hohlbirnen, die trotz Verbote die Einzigen waren die irgendwelche Demos laufen durften ohne gross von der Polizei behelligt zu werden. Wie trotzende Kinder in der Autonomiephase, die nicht ĂŒber ihren Tellerrand hinaussehen können. Die nur sich sehen. Sich und ihre Weltsicht.

Die was erzÀhlen von Diktatur, aber ihr Maul nicht mehr zubekommen, wenn sie jemanden wie mich vor sich stehen haben, der ihnen dann von einer echten Diktatur erzÀhlt. Also Nein, Hannes, du lebst in keiner Diktatur, es ist eine Beschissene Pandemie und mir geht echt die Geduld aus. Glaub das ist auch der Grund warum ich da auf Abstand gehe, zu jedem der so unterwegs  ist. Ich habe Angst das mir die Nerven durchgehen.

Klar, niemand kann etwas dafĂŒr, wenn die Intelligenz nicht ausreicht um komplexe Sachverhalte zu verstehen, nicht nur in der Pandemie. Das schlimme ist aber, dass diese Leute oft auch die Faktenlage nicht hören wollen, wenn sie sich erst mal ihr eigenes Bild zusammengesponnen haben. Da hilft alles Reden nicht um Fakten, das ist auch wissenschaftlich belegt. Also ja, wer keine Nerven mehr hat, und mĂŒtend ist, der resigniert.

Dem bleibt nichts mehr ĂŒbrig als Schulterzucken. Oder wie sagte der buddhistische Mönch zu mir damals im Schweigeretreat: „Manchmal muss man die Dinge einfach durch sich hindurchfliessen lassen.“

In dem Sinne, gönne ich mir nun einen großen Schluck Wasser und lehne mich zurĂŒck. Was kommt das kommt. Zumindest in dieser Sache.

(Anmerkung fĂŒr die deutschen Leser:innen: Maul ist in der Schweiz alltagsgebrĂ€uchlich fĂŒr Mund. Ja, so wie du gerade hab ich anfangs auch geschaut!)

Hallo Welt

Lebenszeichen

Ja, ich bin hier noch aktiv, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Der letzte Beitrag ist nun fast ein Jahr her. Ein Jahr, in dem sich viel getan hat. Ich habe meine erste CoachingprĂŒfung bestanden, und halte demnĂ€chst meinen ersten Workshop online, habe ZĂŒrich verlassen, fĂŒr eine eigene Wohnung sehr nah am See, den Job gewechselt und mich einigermassen mental gesund durch die Pandemie gebracht. Ja, einigermassen, weil ich nie geglaubt hĂ€tte, wie viele Menschen den Verstand verlieren, wenn ihre Welt mal aus den Fugen gerĂ€t. Und mir das sehr zu schaffen macht sie komplett in eine andere Welt abdriften zu sehen.
Die, die mir lÀnger folgen, wissen ja, dass ich anfangs von einer 2 Jahresdauer geschrieben hatte. Ja, man hat mich damals ausgelacht und von ein paar Monaten gesprochen, but well, hier sind wir nun fast 2 Jahre spÀter.
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Frauen und Wut

«Der wĂŒtende Ton irritierte mich»

Erst kĂŒrzlich verriet mir eine Followerin, dass sie meine Wut frĂŒher nicht verstehen konnte, und, dass sie der Ton auf meinem Blog befremdete. Und ganz ehrlich? Ich kann es ihr nicht verĂŒbeln, uns Frauen wird schliesslich beigebracht immer nett, lieb und zurĂŒckhaltend zu sein, demĂŒtig. Bitte ja keinen Ärger machen und so zum Mittelpunkt des Geschehens zu werden. Harmonie ĂŒber alles, Kumbaya und so. I get it.

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Hello, it’s me

Ich dachte es wird mal wieder Zeit fĂŒr ein Lebenszeichen, fĂŒr alle die mir nicht auf meinen Social Media KanĂ€len folgen. Mir gehts soweit gut, der Winter nagt nur an mir um diese Zeit, wie jedes Jahr. Die Erinnerungen an den unbezwingbaren Sommer verblassen mit den sinkenden Temperaturen, es wird also allerhöchste Zeit das der FrĂŒhling kommt!

Denn meine Mauer aus Ablenkung, bestehend aus Arbeit, Weiterbildung und Weltflucht in die Gedanken hĂ€lt dem ganzen kalten Geschehen nicht mehr Stand.  Ich habe das  Pandemiegeschehen, schon lange nicht mehr aktiv verfolgt, ich lese immer nur Im Nachhinein, was die neuesten Verordnungen sind, da es sich eh gefĂŒhlt Tag zu Tag verĂ€ndert. Das Thema lĂ€sst mich irgendwie kalt und stumpf zurĂŒck, und wie ein Kind schliesse ich manchmal die Augen und hoffe beim Öffnen es war alles nur ein schlimmer Alptraum, der nun vorbei ist. Obwohl ich, wenn ich mich mit anderen vergleiche, zu den Gewinnerinnen in der Pandemie zĂ€hlen darf.

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Kooperationanfrage von einem MĂ€nnercoach – WTF?

Lieber D von XY vom Team MĂ€nner Coaches

Ich erwÀhne und verlinke die Website und den Namen der «MÀnner Coaches» nicht, um ihnen keine Reichweite zu generieren. Der Link zu diesem Artikel werden sie aber erhalten.

Da hast du mich heute auf dem richtigen Fuss erwischt, mit deiner «Kooperationsanfrage!» per Email. Auf meinem PMS «Klaus Kinski» Fuss, um genau zu sein. Und wenn du eine leiseste Ahnung von Frauen hĂ€ttest, dann wĂŒsstest du, das was nun kommt ist nichts Gutes. Also, wo fange ich nur an?

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5 Jahre «Was man so nicht sagen darf»

Wahnsinn, wo ist die Zeit hin. Ja, ein nicht gerade origineller Anfang, ich weiss. Doch ich bin blockiert, blockiert und wĂŒtend, was wiederrum zum Blog passt. Denn genauso fing es an. Ich war wĂŒtend und ich war blockiert.

Der Blog sollte eine Übung werden, um mir mehr Disziplin beim Schreiben zu verschaffen und eine weitere Blockade zu verhindern. Ausserdem meine Wut besĂ€nftigen, also als Ventil dienen, auf die UmstĂ€nde in den Kinderkrippen, die sich dann ausweitete auf diverse, kontroverse Themen von A bis Z. Ja, der Blog war anfangs pĂ€dagogisch ausgerichtet und ich schrieb noch anonym.

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Über Liebe, Onlinedating und dem Patriarchat

Besonders in der Pandemie gestaltet es sich schwer jemanden kennenzulernen, also wich ich mal wieder auf Onlinedating aus. Und was soll ich sagen? TatsĂ€chlich traf ich auf jemanden den ich wirklich toll fand! So wirklich, wirklich toll! Mein vermeintlicher Jackpot erwies sich leider aber nach kĂŒrzester Zeit als weitere *Niete.

*ZonkgerÀusch bitte hier reindenken

Aber alles von Anfang an. Wer mich nun nĂ€her kennt, weiss ich bin keine Frau die Torschlusspanik hat. Ich möchte weder eine feste Beziehung, noch möchte ich Kinder oder sonst was in die Richtung, wie mancher Mann und die Gesellschaft mir gerne unterstellen. Ja, ich werde in weniger als 4 Jahren 40 Jahre alt und ich will das alles ganz und gar nicht. Ich möchte eine entspannte Zeit mit jemanden der mein Leben bereichert. Ohne AnsprĂŒche, ohne Erwartungen an eine gemeinsame Zukunft. Ich möchte den Moment leben.

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Kontaktabbruch zu narzistischen Eltern – Wohin mit den SchuldgefĂŒhlen?

«Wir mĂŒssen reden!» bei diesem Satz schillern bei mir alle Alarmglocken. Ich öffne in meinem Kopf 100.000 Fenster, gehe x Situationen in den letzten Tagen und Wochen durch. Was habe ich falsch gemacht? Wo habe ich mich falsch ausgedrĂŒckt? Wo habe ich nicht emphatisch genug reagiert? Habe ich den falschen Ton getroffen, weil ich gestresst war?

Dabei ist der Satz «Wir mĂŒssen reden!» harmlos. Er besagt nur, dass Kommunikationsbedarf besteht, um etwas zu besprechen. Meist sind das banale Dinge, manchmal aber auch ernstes Zeug, aber noch nie hat mir jemand den Kopf abgeschlagen, auch wenn dieser Satz bei mir das GefĂŒhl auslöst. Ohne Kommunikation wĂ€ren unsere zwischenmenschlichen Beziehungen schwierig.

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