Lockdown – 8 Std & 12 Minuten

Das gute Wetter ist Fluch und Segen zugleich. Gut, weil ich mit den Kindern den ganzen Tag im Garten sein konnte, Fluch, weil viele sich am See und in den Parks versammelt haben.

Acht Stunden und zwölf Minuten hat es heute gedauert, bis meine Mitbewohnerin, eine Selbstständigerwerbende Antwort auf ihre E-Mail an die SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) bekam. Denn nicht nur für sie und ihre Praxis ist die Zukunft ungewiss. Angestellte sind ja über ihren Arbeitgeber abgesichert, oder über die Arbeitslosenkasse im schlimmsten Fall, aber die Selbstständigen, die stehen gerade im Regen. In der Pressekonferenz letzten Montag hatte man ja noch keine richtige Antwort auf die Frage parat, an wen sich die Selbstständigen wenden dürfen. Das wichtigste aus der Mail werde ich mit euch teilen:

«Der Bundesrat hat die Finanzverwaltung beauftragt, eine Härtefalllösung zu prüfen. Dafür will der Bundesrat vorerst rund eine Milliarde Franken zur Verfügung stellen. Es geht hier um Soforthilfe zur Liquiditätsüberbrückung für Unternehmen und auch für Selbständigerwerbende. Der Bundesrat will damit eine Konkurswelle verhindern und Arbeitsplätze sichern. Er kann sich daher vorstellen, dass man Personen wie Sie, die keine Ansprüche bei Kurzarbeit oder Taggelder haben, jetzt unbürokratisch und schnell unterstützt. Die Prozesse sind indes noch in Ausarbeitung. Bitte haben Sie etwas Geduld und informieren Sie sich aktiv unter:

Das Portal der Schweizer Regierung: https://www.admin.ch/gov/de/start.html

Eidgenössische Finanzverwaltung: https://www.efv.admin.ch/efv/de/home.html

Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch, die Medienmitteilung des Bundesrates nach seiner Sitzung von morgen Freitagnachmittag zu konsultieren. Diese wird auf folgender Webseite aufgeschaltet:

https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen/bundesrat.html?dyn_startDate=01.01.2015

Aktuell informiert bleiben Sie auf
www.seco.admin.ch/seco/de/home.html oder www.admin.ch/gov/de/start.html»

Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt, wie schnell sie eine Antwort bekam. Das beruhigt, das gibt Sicherheit. Das einige Vermieter ihren Mietern nun die Miete erlassen ist auch bewundernswert! Selbst mein Fitnessstudio verlängert meine Mitgliedschaft um die Zeit wo ich nun aussetzen muss. Ich würde sagen, es läuft bei uns, auch wenn erstmal gar nichts wirklich läuft.

Morgen werden wir erfahren, ob die jetzigen Massnahmen verschärft werden, da viele immer noch so tun als wäre nichts. Auf jeden Fall fühle ich mich sehr wohl aufgehoben in diesen Zeiten in der Schweiz. Ich erwähnte ja auch schon gestern die vielen Hilfsangebote, die versuchen alle mitzunehmen, alle so weit zu unterstützen wie es geht, damit für jeden gesorgt ist.

 Frühling

Das gute Wetter ist Fluch und Segen zugleich. Gut, weil ich mit den Kindern den ganzen Tag im Garten sein konnte, Fluch, weil viele sich am See und in den Parks versammelt haben. Selbst als die Polizei die Menschen aufforderte an der Seepromenade nachhause zu gehen, wurde auf Durchzug geschaltet und seelenruhig sitzengeblieben.

Stay the fuck home!

Ja, man darf noch draussen sein, zum Spazierengehen, Gassi mit dem Hund, zum Einkaufen, für den Gang zum Arzt, oder in die Apotheke. Aber in Grüppchen sitzen im Park, am See oder auf dem Schulhof- dafür haben wir die Läden nicht dicht gemacht. Dafür bangen die Selbstständigen nicht um ihre Existenz. Dafür gehen nicht alle, die es noch müssen in die Arbeit, um die Gesellschaft noch am Laufen zu halten. Man hat auf die Eigenverantwortung der Menschen gehofft, die mal wieder beweisen, dass viele dazu nicht in der Lage sind.

Und wie immer ruinieren es einige, für alle. Im Tessin gab es 630 infizierte, 15 Menschen sind laut Behörden gestorben. Vielleicht wird das die Menschen aufrütteln, oder wir werden morgen erfahren, dass wir nun alle erstmal Hausarrest haben. Ich für meinen Teil freue mich sehr darauf, gibt es noch 100000 Dinge, die ich erledigen muss. Und bisher ist der Plan auch so, dass die Kita in der ich arbeite offen bleibt, also werde ich jeden Tag an die frische Luft kommen, ob mir das gefällt oder nicht.

Die Massnahmen in den Lebensmittelläden wurden verschärft. Social Distancing und so. Doch nicht mal die Mitarbeiter, z.B bei MIGROS halten sich daran, zumindest nicht in dem Laden wo ich heute war. Besser sah es aus beim COOP am Central, dort bekam man sogar eine Nummer beim reingehen. Die Lage mit den Hamserkäufen scheint sich beruhigt zu haben, oder man füllt schneller nach. Alles in allem doch weniger Leute auf den Strassen, wohl auch, weil einige Arbeitgeber ihren Angestellten verboten haben den öffentlichen Verkehr zu nutzen.

Weitere Fakten des Tages, nach der heutigen Pressekonferenz des Bundes
  • Von 800 Notfallplätzen in der Schweiz sind derzeit noch 160 frei
  • Das BAG prüft derzeit, ob mit Handydaten kontrolliert werden kann, ob sich Menschen zu nahe beieinander aufhalten.
  • Es wird Schwierigkeiten geben mit der SBB, ist sich CEO Meyer sicher, auch im Warenverkehr. Man habe im Falle eines Falles ein System der Priorisierung, von dem er aber ausgeht, dass es nicht nötig sein wird, zu benutzen.
  • Die Schweiz habe momentan kein System, mit dem die geheilten Menschen erfasst werden können. Dies auch, weil die meisten Infizierten nur geringe Symptome habe. Man wisse nicht, wie andere Länder zählen.
  • Neu ist auch Spanien als fünftes Land auf der Risikoliste, zusammen mit Italien, Österreich, Frankreich und Deutschland.
  • Die Zollverwaltung wird seit heute Morgen durch das Militär unterstützt. Die Verletzungen der Einreisesperren stellen eine Herausforderung dar.
  • 11’000 Menschen wurden bisher an der Grenze aufgehalten. Es habe eine starke Zunahme an Versuchen gegeben, die Grenze illegal zu passieren. Die Abnahme im Individualverkehr beträgt aktuell 68 Prozent. Der Warenverkehr funktioniert also normal, sowohl Importe als auch Exporte als auch Transit.

Quelle: Nau.ch

 

Auch gab es heute um 19 Uhr einen Applaus auf den Balkonen und aus Fenstern, für die HeldInnen des Alltags. Endlich mal ein wenig Ruhm und Ehre! Merci vielmals!

 

19. März 2020, 13 Uhr:

Anzahl Erkrankungsfälle
Positiv getestet: 3888 Personen
Davon bestätigt: 3438 Personen

Verstorben: 33 Personen

Quelle: BAG