Acht Stunden und zwölf Minuten hat es heute gedauert, bis meine Mitbewohnerin, eine SelbststĂ€ndigerwerbende Antwort auf ihre E-Mail an die SECO (Staatssekretariat fĂŒr Wirtschaft) bekam. Denn nicht nur fĂŒr sie und ihre Praxis ist die Zukunft ungewiss. Angestellte sind ja ĂŒber ihren Arbeitgeber abgesichert, oder ĂŒber die Arbeitslosenkasse im schlimmsten Fall, aber die SelbststĂ€ndigen, die stehen gerade im Regen. In der Pressekonferenz letzten Montag hatte man ja noch keine richtige Antwort auf die Frage parat, an wen sich die SelbststĂ€ndigen wenden dĂŒrfen. Das wichtigste aus der Mail werde ich mit euch teilen:
«Der Bundesrat hat die Finanzverwaltung beauftragt, eine HĂ€rtefalllösung zu prĂŒfen. DafĂŒr will der Bundesrat vorerst rund eine Milliarde Franken zur VerfĂŒgung stellen. Es geht hier um Soforthilfe zur LiquiditĂ€tsĂŒberbrĂŒckung fĂŒr Unternehmen und auch fĂŒr SelbstĂ€ndigerwerbende. Der Bundesrat will damit eine Konkurswelle verhindern und ArbeitsplĂ€tze sichern. Er kann sich daher vorstellen, dass man Personen wie Sie, die keine AnsprĂŒche bei Kurzarbeit oder Taggelder haben, jetzt unbĂŒrokratisch und schnell unterstĂŒtzt. Die Prozesse sind indes noch in Ausarbeitung. Bitte haben Sie etwas Geduld und informieren Sie sich aktiv unter:
Das Portal der Schweizer Regierung: https://www.admin.ch/gov/de/start.html
Eidgenössische Finanzverwaltung: https://www.efv.admin.ch/efv/de/home.html
Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch, die Medienmitteilung des Bundesrates nach seiner Sitzung von morgen Freitagnachmittag zu konsultieren. Diese wird auf folgender Webseite aufgeschaltet:
Aktuell informiert bleiben Sie auf
www.seco.admin.ch/seco/de/home.html oder www.admin.ch/gov/de/start.html»
Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt, wie schnell sie eine Antwort bekam. Das beruhigt, das gibt Sicherheit. Das einige Vermieter ihren Mietern nun die Miete erlassen ist auch bewundernswert! Selbst mein Fitnessstudio verlĂ€ngert meine Mitgliedschaft um die Zeit wo ich nun aussetzen muss. Ich wĂŒrde sagen, es lĂ€uft bei uns, auch wenn erstmal gar nichts wirklich lĂ€uft.
Morgen werden wir erfahren, ob die jetzigen Massnahmen verschĂ€rft werden, da viele immer noch so tun als wĂ€re nichts. Auf jeden Fall fĂŒhle ich mich sehr wohl aufgehoben in diesen Zeiten in der Schweiz. Ich erwĂ€hnte ja auch schon gestern die vielen Hilfsangebote, die versuchen alle mitzunehmen, alle so weit zu unterstĂŒtzen wie es geht, damit fĂŒr jeden gesorgt ist.
 FrĂŒhling
Das gute Wetter ist Fluch und Segen zugleich. Gut, weil ich mit den Kindern den ganzen Tag im Garten sein konnte, Fluch, weil viele sich am See und in den Parks versammelt haben. Selbst als die Polizei die Menschen aufforderte an der Seepromenade nachhause zu gehen, wurde auf Durchzug geschaltet und seelenruhig sitzengeblieben.
Stay the fuck home!
Ja, man darf noch draussen sein, zum Spazierengehen, Gassi mit dem Hund, zum Einkaufen, fĂŒr den Gang zum Arzt, oder in die Apotheke. Aber in GrĂŒppchen sitzen im Park, am See oder auf dem Schulhof- dafĂŒr haben wir die LĂ€den nicht dicht gemacht. DafĂŒr bangen die SelbststĂ€ndigen nicht um ihre Existenz. DafĂŒr gehen nicht alle, die es noch mĂŒssen in die Arbeit, um die Gesellschaft noch am Laufen zu halten. Man hat auf die Eigenverantwortung der Menschen gehofft, die mal wieder beweisen, dass viele dazu nicht in der Lage sind.
Und wie immer ruinieren es einige, fĂŒr alle. Im Tessin gab es 630 infizierte, 15 Menschen sind laut Behörden gestorben. Vielleicht wird das die Menschen aufrĂŒtteln, oder wir werden morgen erfahren, dass wir nun alle erstmal Hausarrest haben. Ich fĂŒr meinen Teil freue mich sehr darauf, gibt es noch 100000 Dinge, die ich erledigen muss. Und bisher ist der Plan auch so, dass die Kita in der ich arbeite offen bleibt, also werde ich jeden Tag an die frische Luft kommen, ob mir das gefĂ€llt oder nicht.
Die Massnahmen in den LebensmittellĂ€den wurden verschĂ€rft. Social Distancing und so. Doch nicht mal die Mitarbeiter, z.B bei MIGROS halten sich daran, zumindest nicht in dem Laden wo ich heute war. Besser sah es aus beim COOP am Central, dort bekam man sogar eine Nummer beim reingehen. Die Lage mit den HamserkĂ€ufen scheint sich beruhigt zu haben, oder man fĂŒllt schneller nach. Alles in allem doch weniger Leute auf den Strassen, wohl auch, weil einige Arbeitgeber ihren Angestellten verboten haben den öffentlichen Verkehr zu nutzen.
Weitere Fakten des Tages, nach der heutigen Pressekonferenz des Bundes
- Von 800 NotfallplÀtzen in der Schweiz sind derzeit noch 160 frei
- Das BAG prĂŒft derzeit, ob mit Handydaten kontrolliert werden kann, ob sich Menschen zu nahe beieinander aufhalten.
- Es wird Schwierigkeiten geben mit der SBB, ist sich CEO Meyer sicher, auch im Warenverkehr. Man habe im Falle eines Falles ein System der Priorisierung, von dem er aber ausgeht, dass es nicht nötig sein wird, zu benutzen.
- Die Schweiz habe momentan kein System, mit dem die geheilten Menschen erfasst werden können. Dies auch, weil die meisten Infizierten nur geringe Symptome habe. Man wisse nicht, wie andere LÀnder zÀhlen.
- Neu ist auch Spanien als fĂŒnftes Land auf der Risikoliste, zusammen mit Italien, Ăsterreich, Frankreich und Deutschland.
- Die Zollverwaltung wird seit heute Morgen durch das MilitĂ€r unterstĂŒtzt. Die Verletzungen der Einreisesperren stellen eine Herausforderung dar.
- 11’000 Menschen wurden bisher an der Grenze aufgehalten. Es habe eine starke Zunahme an Versuchen gegeben, die Grenze illegal zu passieren. Die Abnahme im Individualverkehr betrĂ€gt aktuell 68 Prozent. Der Warenverkehr funktioniert also normal, sowohl Importe als auch Exporte als auch Transit.
Quelle: Nau.ch
Auch gab es heute um 19 Uhr einen Applaus auf den Balkonen und aus Fenstern, fĂŒr die HeldInnen des Alltags. Endlich mal ein wenig Ruhm und Ehre! Merci vielmals!
19. MĂ€rz 2020, 13 Uhr:
Anzahl ErkrankungsfÀlle
Positiv getestet: 3888 Personen
Davon bestÀtigt: 3438 Personen
Verstorben: 33 Personen
Quelle: BAG