Warum wir um verstorbene Musiker trauern

Es ist irgendwie immer das gleiche mit mir, wenn Menschen sterben. Ich kann es nicht glauben. Meinen ersten Verlust erlebte ich mit 12 Jahren, einen von mir sehr geliebten Menschen. Ich wollte es nicht wahrhaben. „Das ist ein Witz, oder?“ fragte ich damals schon total unglĂ€ubig. Bis heute sind es noch ein paar mehr geworden, um ganz ehrlich zu sein, ich mĂŒsste lange ĂŒberlegen wie viele Verwandte, Bekannte und geliebte Menschen nun aus dieser Welt gingen in den letzten zwanzig Jahren.

Der letzte war ein Schulkamerad und alter Freund, er wĂ€hlte den Freitod. Ich erfuhr an dem Jungesellinnenabschied meiner besten Freundin in Deutschland, recht beilĂ€ufig davon. Und wie bei jedem Mal, kam dieser Gedanke „Das muss ein schlechter Scherz sein!“  wĂ€hrend Krokodilgrosse TrĂ€nen unkontrolliert in meine Augen schossen. Blöderweise, bin ich auch so empfindlich wenn mir persönlich unbekannte, aber von mir geliebte Musiker sterben, doch warum ist das so? Dieser Frage werde ich heute nachgehen.

2016…was fĂŒr eine beschissenes Jahr! Nach David Bowie, nun auch Prince. Und es bricht mir erneut das Herz. Dieser kleine Mann, der immer sein Ding durchzog, unglaubliches Talent besass, und sich jedes Mal wieder von neuem erfand.  Er begleitete mich mein gesamtes Leben, mal mehr Mal weniger. NĂ€chtelang habe ich geweint zu seinen Liedern, Texte verfasst und sie wieder verworfen. Ihn bewunderte fĂŒr seinen Mut, abseits des Mainstreams, er selber zu sein.  Und dieser kleine Mann, er hatte so unglaublich viel Talent und immensen Sexappeal, der seinesgleichen vergeblich sucht.

Ich hatte vor ein paar Jahren die unglaubliche Ehre, einen seiner Gitarristen, auf Ibiza zu meinem Bekanntenkreis zĂ€hlen zu dĂŒrfen. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, hat man sich ĂŒber das ein oder andere ausgetauscht, schliesslich war ich fast ein Jahr auf der Insel. Ich werde nie das GlĂ€nzen in seinen Augen vergessen, wenn er ein paar Anekdoten ĂŒber Prince zu spĂ€ter Stunde zum besten gab. Dieser kleine Mann war eine Legende und ein wundervoller Mensch.

1995, ich war elf Jahre alt, und war ein fĂŒrchterlich dĂŒnnes, bleiches MĂ€dchen. Ich wurde gemobbt, beschimpft, aufgrund meiner Figur, meinen HasenzĂ€hnen und bekam auch sonst all die Grausamkeiten der anderen Kinder zu spĂŒren.

Sein Lied „The most beautiful Girl in the World“ gab mir Hoffnung, liess mich nicht verzweifeln. Ja es klingt kitschig, war es auch. Bisschen wie in einem schlechten Teenie Film, aber manchmal ist das Leben eben komisch.

„When Doves cry“  oder „Purple Rain“ begleitet mich durch etliche Phasen des Liebeskummers, auch „Nothing compares to you“ von Sinnead O`Connor und viele andere bekannte Lieder entsprangen seiner Feder und liessen mich hemmungslos heulen oder feiern. Und nicht nur mich.

Viele rufen nun: „Jeden Tag sterben Menschen, es juckt keine Sau, kaum stirbt ein Promi, trauern alle. Ihr seid Heuchler!“

Nein, sind wir nicht. Denn diese Menschen, bewegten uns in unserem innersten. Inspirierten uns, begleiteten uns durch diverse Phasen des Lebens. Man hat eine Verbindung, Erinnerungen die man mit diesem KĂŒnstler, Menschen verbindet. Es gibt PĂ€rchen, die ein gemeinsames Lied haben, das Lied, was sie mit einem besonderen Ereignis, wie dem Kennenlernen verbinden, oder einem anderen besonderen Moment in ihrer Beziehung. Auch ich hatte solche Lieder und egal wann ich sie wieder höre, sofort ist da diese Verbindung, dieses GefĂŒhl, die Erinnerung wieder so prĂ€sent, als wĂ€re nichts geschehen, als wĂ€ren all die Monate und Jahre nicht vergangen.

Ich habe auch probiert, diese Lieder anderweitig mit neuen Erinnerung zu fĂŒllen, in dem ich sie zu Tode hörte, wie man so schön sagt. Sie abspielte Tag und Nacht, doch vergeblich, es ist, als wĂ€ren diese Emotionen die ich einst dabei empfand, unweigerlich mit diesen Liedern auf immer verbunden.

Wir trauern also, weil wir in irgendeiner Lebensphase uns diesem KĂŒnstler verbunden gefĂŒhlt haben, oder weil sie uns halfen durch schwierige Zeiten mit ihren Liedern, ihrem Talent. Uns inspirierten, uns Trost spendeten, oder uns Mut machten der Mensch zu sein der wir sein wollen.

Gute Reise Prince, du wirst uns fehlen!

2 Gedanken zu „Warum wir um verstorbene Musiker trauern“

  1. Als der Schauspieler Leonard Nimoy starb (ich las die Nachricht darĂŒber morgens vor der Arbeit), war ich schon traurig, da ich seine Figur des Spock doch sehr gern hatte.
    Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was ein Kollege wohl gefĂŒhlt haben musste. Er, bekennender Trekkie, war am Boden zerstört und wirkte an dem Tag mehr als niedergeschlagen.
    Viele Kollegen konnten das nicht verstehen, aber da er mir so begeistert von seinen ersten Star Trek-Erfahrungen erzĂ€hlt hat, wusste ich, was dieser KĂŒnstler ihm bedeutet hat.

    Mit Heuchelei hat das nun wirklich nichts zu tun, denn Musiker, Schauspieler oder auch Politiker sind fĂŒr viele eine Inspiration oder ihre Arbeit und/oder Kunst berĂŒhren uns auf irgendeine Art und Weise. Daher ist die Trauer fĂŒr mich nachvollziehbar.

    Wie traurig mein Vater war, als Freddie Mercury starb. Damals, ich war erst 11, war mir das ein RĂ€tsel. Mittlerweile bin ich darĂŒber genau so traurig wie er damals.

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