Frauen wird schon von klein auf beigebracht, dass sie nicht laut sein dĂŒrfen. MĂ€dchen sollen schliesslich leise zarte Wesen sein, die bitte nicht auffallen. Auch als erwachsene Frau wirst du schnell als Zicke oder als aggressiv gebrandmarkt, wenn du zu laut bist, zu direkt, zu wenig unauffĂ€llig und nicht gefĂŒgig.  FĂŒr Jungs und MĂ€nner gilt natĂŒrlich «Boys will be boys» und sich selbstbewusst behaupten können wird als «Leadership» Attribut gefeiert.
Das Schweigen brechen!
Als junges MĂ€dchen durfte ich mir immer anhören: «Das darfst du niemanden erzĂ€hlen, das ist etwas, dass hier in den vier WĂ€nden bleiben muss!» NatĂŒrlich meinte meine Mutter das Chaos, das bei uns zuhause herrschte. Und ich fĂŒgte mich. Ich gehorchte. Ich war nicht laut, ich war leise, fast unsichtbar. Ich teilte niemanden mit, was bei uns zuhause passierte. ErzĂ€hlte niemanden von der Gewalt, der VernachlĂ€ssigung und vom Alkoholproblem des Vaters. So litt ich jahrelang, unnötig vor mich hin, bis ich den Mut hatte meine Stimme zu erheben und mir Hilfe zu holen.
Ich lernte, dass dieses Schweigen falsch ist. Jetzt bin ich ja schon ein wenig Àlter und in gewissen Situationen wÀre es sicher gewesen einfach mal die Klappe zu halten, um so Probleme zu umschiffen. Doch eben. Ich habe gelernt, dass man Probleme ansprechen muss, auf MissstÀnde hinweisen muss, weil sich nur so etwas Àndert. Manche Menschen verhalten sich daneben, im Wissen, dass es falsch ist, weil niemand den Mut hat sich ihnen entgegenzustellen.
Wo stĂŒnden wir heute, hĂ€tten die Feministinnen in der Vergangenheit nicht ihre Stimme erhoben? Wo wĂ€ren wir, wĂ€re Rosa Parks aufgestanden? Was wĂ€re passiert, wenn in den ganzen LĂ€ndern der Erde, die Menschen einfach alles hingenommen hĂ€tten? Was wĂ€re aus mir geworden, hĂ€tte ich nicht den Mut gehabt mich gegen meine Eltern aufzulehnen und mir Hilfe zu holen?
Ich habe es satt!
Besonders heute, wo Frauen weltweit immer noch nicht ĂŒber ihren eigenen Körper und ihr Schicksal verfĂŒgen dĂŒrfen, besonders heute ist es umso wichtiger nicht leise zu sein. Sich nicht zu fĂŒgen, sondern die Stimme zu erheben. Zu protestieren. Gegen Femizide. Gegen Medien, die Femizide schönreden und verharmlosen, gegen Gesetze, die, die Freiheit und Selbstbestimmung der Frauen einschrĂ€nkt und gefĂ€hrdet. Ich habe es satt! Ich habe es satt, dass Frauen eingeschĂŒchtert werden, ich habe es satt, dass man ihnen sagt, sie mĂŒssen bitte leise sein, nicht zu fordernd. Ich bin es leid zu hören, wie bescheiden wir auftreten mĂŒssen, um nicht anzuecken.
Der Widerstand formiert sich
Weltweit gingen und gehen Frauen auf die Strassen, erheben ihre Stimmen, lassen sich nicht mehr einschĂŒchtern. Und es gibt viel zu tun. Sehr viel. In Zeiten von Trump und Weinstein mĂŒssen wir unseren Platz in der Welt einnehmen, um fĂŒr Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und unsere Rechte zu kĂ€mpfen. Wir mĂŒssen anfangen, jederzeit Einspruch zu erheben, wenn wir Ungerechtigkeit hören und sehen. Wir mĂŒssen anfangen den Menschen klarzumachen, dass wir mĂŒndig sind, ĂŒber uns und unser Schicksal selber zu entscheiden. Wir dĂŒrfen laut sein, wir brauchen keine Erlaubnis, um unsere Stimmen zu erheben. Wir mĂŒssen niemanden gefallen, nur uns selbst.
Behauptet euch!
Schluss mit der Bescheidenheit! Schluss mit dem gefallen wollen! Vertretet eure Meinung, lasst euch nicht einschĂŒchtern. Hört auf ĂŒber sexistische Witze zu lachen.  Lacht allgemein keine dummen Bemerkungen mehr weg, aus Angst anzuecken! Habt keine Angst. Die Menschen, die uns unsere Stimme verbieten wollen, uns zum Schweigen bringen wollen, sie haben Angst vor uns, sonst wĂŒrden sie nicht alles in Bewegung setzen, um uns Mundtot zu machen. Nehmt die Strassen fĂŒr euch ein am 8 MĂ€rz, weltweit. Erhebt eure Stimmen!
Das Titelbild schoss ich an der Demo vom 09.03.2019, letztes Jahr in ZĂŒrich. Da erlebte ZĂŒrich wegen der Demonstration ein massives, in meinen Augen, total ĂŒbertriebenes Polizeiaufgebot.