Dein Beruf ist mir egal! Ich möchte wissen wer du bist!

Na kennt ihr das auch? Man trifft neue Bekanntschaften macht ein bisschen Smalltalk (wie ich es hasse! Ganz ehrlich, es gibt kaum etwas Unerträglicheres als dieses belanglose blablabla um Wetter, Job, andere Gäste oder Menschen bzw. die Party auf der man sich befindet. Themen mit Tiefgang sucht man oft vergebens.) und über Kurz oder Lang stelle ich dann die Frage der Fragen: „Und was machst du sonst so?“

Komischerweise beantworten mir 99% der Menschen die Frage mit einer ausführlichen Erklärung, was sie so beruflich machen, gemacht haben und noch machen werden. Augenrollen meinerseits vorprogrammiert. Denn solche Menschen hören sich dann auch gern Stundenlang über dieses Thema reden.

Berufliche Erfolge sind toll, doch sollte man sich nicht nur über sie definieren. Ist man die Summe seiner beruflichen Erfolge? Oder bestimmt den eigenen Wert der Kontostand? Gerade Männer haben oft das Gefühl sie müssten einer Frau imponieren mit ihrer beruflichen Laufbahn oder noch besser, Achtung, Klischee; den demonstrativen Porscheschlüssel auf dem Theresen in der Bar. Sicher gibt es Frauen, denen das durchaus imponiert und ich finde diese, unter uns, zum kotzen. Ich lege währen dessen Wert auf Charakter, Intelligenz und einer Prise Wahnsinn gepaart mit trockenem, schwarzem Humor.

Käufliche Liebe

Ich hatte vor Jahren mal eine „Freundin“, die sich von ihrem damaligen Partner getrennt hatte, weil er ihr keine Geschenke machte, „trotz dickem Bankkonto“ wie sie es zu nennen pflegte. Da erwartete sie also regelmässig Geschenke, mit denen er beweisen sollte, dass er sie gern hat!
Nein, leider kein Joke, kommt auch öfter vor, als man im ersten Augenblick vermutet. Weil er nicht alleine sein wollte und sie bestimmt auch irgendwo gern hatte, ging er also los und stellte ihr eine Goody Bag zurecht in Wert von mehreren hundert Franken.

Natürlich ging sie zu ihm zurück und erzählte mir grinsend über beide Ohren beim Skype Chat von seiner grosszügigen Geste, während sie mir die Sachen vor die Kamera hielt. In einer gewissen anderen Branche mag sowas ja üblich sein, Geld gegen Sexuelle Gefälligkeiten und Zuneigung, aber sich in diese Kategorie einzureihen kommt ja für solche Damen gar nicht in Frage, unerhört also mein Gedankengang, oder?

Sie trennten sich endgültig kurze Zeit später, wohl auch wegen ihren weiteren Forderungen. Und auch ich zeigte der besagten Madame bald nur noch die kalte Schulter. Sorry, aber sowas geht gar nicht. Geschenke sind toll, doch sie auf einer wöchentlichen Basis zu erwarten, finde ich persönlich daneben.

Männer, rennt vor solchen Frauen soweit ihr könnt. Sie lieben die Kohle auf eurem Bankkonto, nicht euch, ehrlich!

Aber zurück zum Smalltalk

Ich wäre ja nicht ich, würde ich nicht weiter nachhaken. „Und sonst so, was macht dich aus?“ Viele verstehen diese Frage nicht. Formuliere ich sie dann anders: „Was macht dich besonders?“ Wissen die meisten immer noch nicht wirklich was mit anzufangen. Ihr seid nicht eurer Job. Die meisten sind angestellt, haben einen nine to five Job, gehen nach der Arbeit evtl. noch zum Sport, einige in die Kneipe zum Feierabendbier, am Wochenende wird ausgegangen bis die Leberwerte bedenklich werden oder gefaulenzt. Hier und da noch ein Ausflug, Shoppen, eine Wanderung, gemeinsames Kochen mit unseren lieben. Man arbeitet von Wochenende zu Wochenende und man zählt die Tage bis zu den nächsten Ferien. Eltern wurden hier mit Absicht weggelassen, Eltern…da dreht sich meist (leider) alles nur noch um das Kind und ist ein anderes Thema, dass eher auf den anderen Blog gehört.

Und das soll schon alles sein? Keine Hobbies, Leidenschaften? Ist das, das Leben, dass ihr euch vorgestellt habt als Kinder als Jugendliche? Arbeiten bis zur Rente, eine tolle grosse Wohnung, oder gar ein Eigenheim, einen grossen Kleiderschrank mit teurem Inhalt, teure Handtaschen, ein paar Reisen oder einen Porsche in der Garage? Lebenszeit die einem niemand mehr zurück gibt, gegen Geld für unnütze Luxusgüter um anderen zu imponieren? Irgendwann wacht man dann auf und bemerkt, man hat sein Leben verpennt und zu spät die Dinge erkannt die wirklich zählen…

Zählt im Leben als erstes was man macht, wieviel verdient? Oder eher wer man ist, bzw. wie man ist? Und warum wissen die wenigsten wer sie überhaupt sind? Ich würde mal behaupten, weil sie sich nicht mit sich selber auseinandersetzen. Lieber immer umgeben von Menschen, immer unterwegs auf Achse, man könnte ja langweile bekommen. Oh je, Langeweile ist doch so ätzend, oder? Doch ist nicht gerade Langeweile die Geburtsstunde von Kreativität?

Haben Menschen die nur über ihren Job reden und sich darüber definieren, den Anschluss an ihr Privat Leben und ihre Interessen verpasst und keinen andern Inhalt im Leben? Lebt man dann also um zu arbeiten und Steuern zu zahlen? Um anderen zu zeigen was man hat? Würde zumindest die vielen Burnouts unserer Zeit erklären. Versteht mich nicht falsch, ich arbeite auch gern und viel. Aber ich sehe meine Arbeit auch nicht wirklich als Arbeit als meine Leidenschaft, mit der ich Geld verdiene. Wie viele können das schon von sich behaupten? Trotzdem habe ich x andere Themen und Interessengebiete, ausserhalb meines Berufsfeldes. Und ich brauche keine teuren Designer Taschen, Schuhe oder Kleidung um mich als wertvollen Menschen zu sehen. Denn da glaube ich liegt das Problem.

Man versucht sein fehlendes Selbstwertgefühl aufzupimpen

In dem man sich in teure Designerklamotten wirft, als Frau die neuste Gucci Tasche in der Armbeuge spazieren führt, als Mann einen teuren Wagen fährt und eine noch protzigere Uhr besitzt Inc. Möbel von Hugo Peters in einer überteuerten Wohnung mit Seeblick. Und wozu das alles? Um bewundert zu werden, um Anerkennung zu erhaschen um jeden Preis. „Schaut her was ich habe, ich bin was wert!“ rufen solche Leute ganz leise, innerlich, in die Welt hinaus. Ihr seid wer, nicht nur euer Job, also hört auf andere beeindrucken zu wollen damit und zeigt euch, wie ihr seid. Einzigartig ob mit oder ohne gut bezahltem Job oder steiler Karriere. Ich möchte wissen wofür ihr brennt, was eure grosse Leidenschaft ist, welche Träume und Wünsche ihr habt, welche Ängste euch plagen und nicht das neuste von eurem ganz erfolgreichen 2. Millionen Projekt hören aus eurem nine to five Job in dem ihr eigentlich unglücklich seid.

 

Schönes Wochenende

 

Paula

Dieser Beitrag erscheint auch bei Huffington Post Deutschland, Ron Orp Zürich und City Channel 1 und in der Neon.de Community.

 

Ab wann genau ist man erwachsen?

„Also deine neuen goldenen Sneakers sind ja toll, aber für mich wäre das nichts, dafür bin ich schon zu alt!“ Ich staunte nicht schlecht, als ich auf Facebook diesen Kommentar zu meinen neuen Schuhen bekam. Zu alt? Für Schuhe? Ich weiss nicht. Gibt es ein Alter für goldene Schuhe? Oder für Birkenstockschuhe? Für High Heels, evtl. ein bestimmtes Mindestalter der Fuss Gesundheit zuliebe, das lasse ich mir ja noch eingehen.

Kann man für etwas zu alt sein?

„Werde doch endlich mal erwachsen!“ diesen Satz kenne nicht nur ich, sondern auch einige von euch. Doch was genau bedeutet erwachsen sein? Ist man mit Erfüllung der Volljährigkeit erwachsen? Oder hängt das von anderen Faktoren ab? Und warum ist erwachsen sein immer noch so negativ behaftet? Gibt es denn was schöneres, endlich das tun zu können was man will? Freiheit bringt immer Verantwortung mit sich, doch ist das nicht ein kleiner Preis den man dafür zahlt? Man wollte doch immer seine eigenen Entscheidungen treffen, ohne Bevormundung, oder etwa nicht?

Ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber ich habe mich mit achtzehn super erwachsen gefühlt. Erste eigene Wohnung, erste eigen getroffene Entscheidungen. Irgendwie erwachsener als jetzt mit Anfang dreissig. Denn immer öfter muss ich mir anhören, dass ich mich altersentsprechend benehmen sollte. Ja, aber wie denn? Was heisst hier altersentsprechend?

Erwachsen bedeutet für mich: Auf eigenen Beinen stehen, beruflich und privat, Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen und in einem gewissen Mass zur Selbstreflexion fähig zu sein. Mich selber kennen, mich annehmen und akzeptieren mit allem Drum und Dran. Dinge beim Namen nennen die mich stören. Konflikt- und Kritikfähig sein. Das bin ich, mal mehr Mal weniger. Nobody is perfect, right?

Also, nach meiner Auslegung zu dem Thema, sind so ca. 80% der Menschen über dreissig Jahren noch nicht erwachsen. Viele sind abhängig vom Partner, Eltern oder übernehmen keine Verantwortung für ihre Taten (die anderen tragen immer die Schuld) oder ihnen fehlt gänzlich die Gabe der Reflektion. Manche stehen auch noch mit ihren Beinen bei Mutti in der Wohnung statt in ihren eigenen vier Wänden. Ja WG zählt auch als Selbstständigkeit meine lieben. Kritikfähig sind manche mit fünfzig noch nicht und Konfliktbewältigungskompetenzen vermisse ich bei den meisten bis ins hohe Alter. Denn meist wird nach schuldigen gesucht, statt nach Lösungen.

Als ich mal Besuch hatte vor ein paar Tagen musste ich mir anhören: „Dein Zimmer sieht aus, wie das Zimmer von einem pubertierendem Mädchen.“ Man muss dazu sagen, in meinem Zimmer hängen viele bunte Bilderrahmen mit unterschiedlichen Bildern. Ein paar selbst gemalte, ein paar Collagen, ich habe ausserdem ein Einhorn- und ein glitzerndes Zitronen Kostüm an meiner Kleiderstange hängen. Die Möbel, die Bettwäsche und die Wände sind weiss, doch der Rest ist einfach bunt mit System. Der grosse Spiegel mit Sternen Leds dekoriert. Macht mich also all die Farbe zu einem Pubertierenden Mädchen? Habe ich als über dreißigjährige mein Recht auf Farbe und Kreativität in meinem Leben verspielt? Fängt ab dreissig Jahren die Zeit der gedeckten Farben an? Und wieso zum Teufel hat mir das noch keiner gesagt?

Was bedeutet also erwachsen sein?

Eigenheim, Hund, Mann? Eine steile Karriere? Ein Bausparvertrag? Braucht man gar ein Kind um zu zeigen, dass man erwachsen ist und Verantwortung übernehmen kann? Oder ein Auto? Einen dicken Gehaltscheck? Den grünen Daumen? 80% Fremdwörter im Vokabular?

Warum interessiert es uns auch, was andere von uns denken?

„Also Blumen im Haar finde ich Klasse, an Dir oder meiner Tochter, ich würde mich das nicht trauen!“ Ähhmmm, warum? Weil irgendwer Dich für komisch halten könnte? Weil Du Dich von der Masse abheben könntest? Weil Du herausstechen könntest aus dem ganzen Grau? Weil es Dich wirklich juckt was andere von Dir denken? Wer sind die anderen, dass sie sich ein Urteil über Dich bilden können?

Vor ein paar Jahren an der Street Parade, Sonntagmorgens: „Sag mal Paula, findest Du nicht langsam Du bist zu alt für all das? Möchtest Du nicht langsam an eine Beziehung denken? Du wirst ja auch nicht jünger!“ So so, die Partyzeit scheint auch vorbei zu sein, wenn man also auf die dreissig zugeht, wenn es nach einigen von euch geht. Würdet ihr euch das auch trauen, Komet Bernhard oder Günther Krabbenhöft an den Kopf zu werfen? Und ist man ab dreissig Jahren schwerer vermittelbar nur weil der Busen und der Po nicht mehr so straff ist wie einst? Will jede Frau unbedingt auf Teufel komm raus einen Partner? Und muss ich als Frau diesen Ansprüchen der Gesellschaft entsprechen um als Erwachsene zu gelten?

Ihr liebt Blumen? Tragt sie im Haar, als Print, wo auch immer. Ihr liebt Party und seid über dreissig? Ihr liebt Farben? Geniesst es, das Leben ist kurz. Geniesst euch und eure Vorlieben, egal wie alt ihr seid. Nirgendswo steht geschrieben, was zu welchem Alter gehört. Oder was sich nicht gehört. Wir leben nicht mehr das Leben wie sie unsere Vorfahren gelebt haben. Müssen wir auch nicht. Niemand hat das Recht über euch zu urteilen, nur weil ihr nicht in ihr Weltbild passt. Es sind wir Menschen die diese Grenzen erschaffen in unserem Köpfen, wie Dinge zu sein haben. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, jeder sollte so leben und sich ausdrücken dürfen wie es ihm beliebt ohne Angst vor Verurteilung.

Dieser Beitrag erscheint auch auf Ron Orp Zürich, Huffington Post Deutschland und City Channel 1.