Wie passt das Thema heute zum Blog?
Sprecht diesen Satz mal laut aus:
„Ich war auf einem Hacker Congress. Einem der grössten, weltweit!“
Na, wie viele Vorurteile schiessen euch gerade so durch den Kopf? Viele? Bingo! Willkommen, bei „Was man so nicht sagen darf!“
Unverhofft kommt oft und so landete ich letztes Jahr, nach Weihnachten in Leipzig auf dem 34. Chaos Communications Congress organisiert vom Chaos Computer Club. Â Â
„Aber du bist doch keine Hackerin!“  spottete mein Mitbewohner, als ich ihm davon im Nachhinein erzĂ€hlte. Nun ja, man muss keine Hackerin sein um sich fĂŒr Sicherheit im Netz, der neusten Technik, kĂŒnstliche Intelligenz, Bots, Algorithmen, den Staatstrojaner oder das Darknet und viele weitere Themen zu interessieren. Auch muss man keine kriminelle Energie besitzen, um sich Hacker zu nennen, oder das Darknet zu nutzen. Aber ich schweife ab, ihr versteht hoffentlich, auf was ich hinaus möchte.
Wie kam es dazu?
Ich schrieb ja letztes Jahr ĂŒber das Darknet und interessierte mich allgemein fĂŒr Sicherheit im Internet, also lag es nur nahe, meine Chance zu ergreifen. Da ich eh schon in Leipzig war, sah ich in meiner Timeline, dass der Congress, nun seit neustem in Leipzig stattfand, statt in Hamburg. Das Event war aber, wie zu erwarten, restlos ausverkauft. Gegen Mitternacht, als ich dann im Hotel war, fing ich also an auf Twitter rumzufragen. Und siehe da, in nicht mal 15 Minuten hatte ich eine Karte und ein analoges Telefon.
Das letztere registrierte ich online auf Eventphone und bekam nach der Registrierung vor Ort auch meine eigene, vierstellige interne Rufnummer, unter der man mich dort erreichen konnte. Online gab es ein Telefonbuch. Und die grösste Ăberraschung war auch, dass es einen Anrufbeantworter gab.
Danke auch hier nochmal an Jan fĂŒr seine Hilfe und dem edlen VerkĂ€ufer.
VortrÀge, Workshops, Algorithmen
Das GelĂ€nde war 24 Stunden offen, VortrĂ€ge, Workshops, Spiel und Spass gab es teilweise bis 2 Uhr frĂŒh. Leider konnte ich nur 2 Tage bleiben, da ich weiter nach Berlin musste. Doch trotzdem bekam ich einen guten Einblick. Klar, auf alle VortrĂ€ge habe ich es nicht geschafft, es gibt sie ja auch online.
Und zwar hierÂ
VortrÀge in englisch
VortrÀge in spanisch
Und auch GebĂ€rdendolmetscher gab es! Allgemein wurde auch Barrierefreiheit grossgeschrieben, was mich sehr beeindruckt hat. Kulinarisch war auch alles geboten, vor allem viel, viel Club Mate <3 Und es gab einen tollen Kaffeestand! „Barista, Barista, Antifacista“  frei nach diesem Vorfall.
SicherheitslĂŒcken, PrivatsphĂ€re & Algorithmen
Ein Thema was mich besonders interessierte war natĂŒrlich das Darknet, das ich etwas vertiefen konnte. Aber auch PrivatsphĂ€re im Netz und der Algorithmus von Facebook. Besonders interessant war der JahresrĂŒckblick vom Chaos Computer Club, wo man ĂŒber den Staatstrojaner, undichte Software bei der Bundestagswahl und ĂŒber die UnfĂ€higkeit der Administratoren dort unter anderem sprach. Auch mit dem Nachwuchs beschĂ€ftigte man sich, alle Infos dazu hier.
Aber auch VortrĂ€ge ĂŒber kĂŒnstliche Intelligenz und deren Beeinflussung, Social Bots & Filterblasen Gesichtserkennung hatten meine volle Aufmerksamkeit. Besonders interessant ist dieser Vortrag hier ĂŒber Ăberwachung und Sicherheit.
Zum Verbot von Indymedia linksunten
„Im August 2017 wurde Indymedia linksunten vom Bundesinnenminister verboten. RechtsanwĂ€ltin Kristin Pietrzyk berichtet von den Razzien, von der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Geheimdiensten und gibt Einblick in das juristische Vorgehen gegen Verbot und Zensur. Die wichtigste linksradikale Nachrichtenplattform linksunten.indymedia.org wurde im August 2017 von Bundesinnenminister Thomas de MaiziĂšre verboten.
Um das Presserecht auszuhebeln, nutzte das Innenministerium das Vereinsrecht. Kurzerhand erklĂ€rten sie einige ihnen bekannte Freiburger Autonome zu Mitgliedern eines Vereins «Indymedia linksunten» und das Autonome Zentrum KTS Freiburg zum «Vereinsheim». Um ĂŒberhaupt erst gerichtsfeste Belege fĂŒr das Vereinsverbot und die Zuordnung der Betroffenen zu diesem Verein zu beschaffen, wurden vier Wohnungen und das âVereinsheimâ durchsucht.
Das aufgefundene Geld wurde kurzerhand als «Vereinsvermgögen» deklariert und beschlagnahmt. Die beschlagnahmten Computer sollen von einer âTask Forceâ des LKA Baden-WĂŒrttemberg, der Bundespolizei und dem Bundesamt fĂŒr Verfassungsschutz «dekryptiert» und im Erfolgsfall vom Inlandsgeheimdienst ausgewertet werden.
Eigentlich mĂŒsste anhand des Beispiels Indymedia linksunten politisch ĂŒber Presse- und Meinungsfreiheit diskutiert werden. Ăber gezielte Verfassungsschutzhetze im Vorfeld des Verbots und ĂŒber den Fallout des G20-Gipfels in Hamburg. Ăber den Aufstieg der rechtsradikalen AfD und einen deutschen Wahlkampf im Herbst 2017. Stattdessen wird der Fall als Folge eines Verwaltungsakts des Bundesinnenministeriums vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt. Kristin Pietrzyk ist RechtsanwĂ€ltin aus Jena und vertritt dabei einen der Betroffenen.“
Geballtes Wissen auf dem Congress
FĂŒr mich war die kurze Zeit beim Congress wie ein Festival. Ein Wissensfestival, ohne Musik, dafĂŒr mit viel Wissen, selbst zu meinem Lieblingsthema gab es einen Vortag. Na, habt ihr das Thema erraten? Schaut doch einfach mal hier rein, es lohnt sich!
Was fĂŒr die Allgemeinheit vielleicht etwas interessanter ist, ist der Vortrag ĂŒber Onlinebanking, den ihr hier findet.
„Bisher wurden Angriffe gegen App-basierte TAN-Verfahren und Mobilebanking von betroffenen Banken eher als akademische Kapriole abgetan. Sie seien, wenn ĂŒberhaupt, nur unter Laborbedingungen und dazu, unter wiederkehrend hohem manuellen Aufwand zu realisieren. Um diese Sichtweise zu korrigieren, haben wir das Programm Nomorp entwickelt, das in der Lage ist, zentrale Sicherungs- und HĂ€rtungsmaĂnahmen in weltweit 31 Apps vollautomatisch zu deaktivieren und somit Schadsoftware TĂŒr und Tor öffnet. Unter den Betroffenen stellen deutsche Unternehmen mit 20 Finanz-Apps die gröĂte Fraktion.“
Auch ein Thema waren die Lauschangriffe der Geheimdienste
«Der NSA-BND-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags ist zu Ende. Da bietet es sich an, nun auf die gesammelten Geheimdienstskandale und die Reaktionen auf die EnthĂŒllungen zurĂŒckzublicken. Die Erkenntnisse aus dem Ausschuss betreffen die MassenĂŒberwachung und den Kabelverkehr, die Selektoren und die Geheimdienstkontrolle, den Drohnenkrieg und die «Spionage unter Freunden». Ăber all das wollen wir sprechen und auch darĂŒber, warum Edward Snowden nicht als Zeuge gehört wurde.»
Hans-Christian Ströbele Constanze Kurz
Und auch Edward Snowden wurde live zum Congress dazu geschaltet, den ganzen Vortrag gibt es hier, bitte gleich zur Minute 17 springen.
NatĂŒrlich habe ich mir auch das Buch «Qualityland» von Marc – Uwe Kling geholt, der auch auf dem Congress daraus vorgelesen hat. Wer Orwells «1984» mochte, der wird Qualityland lieben, versprochen!
Fazit nach dem Congress
Dieses Jahr werde ich mir sicher die Zeit nehmen, alle 4 Tage mit dabei zu sein, (es gab sogar einen Schlafsaal) sofern ich ein Ticket bekomme. Ich habe mir viele Gedanken gemacht zu Sicherheit, PrivatsphĂ€re, dem Darknet. Mehr im Deepspace aka Darknet unterwegs zu sein, einfach aus dem Grund, dass ich nicht ĂŒberall getrackt werden möchte. Ich kam auch zu dem Entschluss meine zwei anderen Facebookprofile zu löschen. Das geht nicht? Doch, hier.Â
Beim dritten, also meinem privaten bin ich mir noch nicht zu 100% sicher, da viel Traffic ĂŒber Facebook kommt. Als Bloggerin lebe ich auch von der Interaktion mit den Lesern, sei es ĂŒber Instagram oder Facebook oder Twitter. Da ist es nicht einfach, einfach offline zu gehen mit privaten informationen um seine PrivatsphĂ€re zu schĂŒtzen.
Ich habe angefangen zu programmieren, mit JAVA, endlich. Step by step, mit BĂŒchern, Tutorials. Endlich einen Schritt auf das Ziel hin, irgendwann einen Bot programmieren zu können, den ich mit meinen Infos speise, quasi als „Afterlife Soultion“ fĂŒr die Nachwelt, wenn ich nicht mehr da bin. Hey-Goethe arbeitete 25 Jahre an «Faust» von dem her, es dauert, solange es dauert. Schliesslich brauchen wir doch alle ein Hobby, oder zwei, oder drei.
Gute Woche,
Paula
Ps. Ja, ich weiss, es ist nicht Ende der Woche. Aber ich hatte Geburtstag am Freitag und auch sonst kommen ein paar Ăberraschungen auf euch zu mit denen ich in den letzten Tagen beschĂ€ftigt war. Stay tuned!