Religion und Beruf

Mir ist es egal, was andere für religiöse Überzeugungen haben, so lange sie mich nicht mit ihnen behelligen. Ich bin nicht Religionsfeindlich eingestellt sondern bin Fan vom rationalen Denken.  Nun lese ich aber in kürzester Zeit von zwei Fällen, die mir die Geduldsschnur zum reissen bringen.

Ein Arzt möchte in seiner Klinik keine Abtreibungen mehr durchführen, aufgrund seiner Religion (Christ) ich hatte das als Thema die Tage in meiner Sendung und eine muslimische Frau, die in der Pflege tätig ist, klagte, weil sie wegen ihrer Religion keine männlichen Patienten pflegen wollte. Es entbrannte eine heisse Diskussion auf allen Kanälen und fast alle waren sich einig:

Religion gehört nicht in den Berufsalltag. Dieser Meinung bin ich auch.

Klar geht das, man muss nur wollen!

Ein türkischer Mann meinte, es ginge, auf die Religion Rücksicht zu nehmen, ein Betrieb in Deutschland lebe das, auf Nachfrage zu einem Ansprechpartner gab er mir eine falsche Nummer und beleidigte mich, da ich ihn „taktierte“ mit meiner mehrmaligen Frage nach der Organisation solcher Befindlichkeiten. (Im Leitbild stand zwar, dass Pflegeheim nehme Rücksicht auf die Religion seiner Patienten, doch nichts davon, dass die Mitarbeiter auch nach Religion berücksichtigt werden.)

Diese Methode der Rhetorik, kennen wir auch, von den AfD Wählern. Irgendwas behaupten, keine Belege haben und dann ausfallend werden. Ausserdem lachte er mich aus, da für ihn Internetpräsenz und Ansprechpartner ein und das selber waren und er mir unterstellte, dass ich mit Google nicht vertraut wäre. Nun ja, das lassen wir nun hier einfach mal so stehen. Auf schriftlicher Nachfrage in diesem Betrieb, erhielt ich bis heute keine Rückmeldung.

 

Es gibt nicht nur eine Religion, den Islam mit seinen Regeln

Wenn man schon Rücksicht nehmen will, dann muss man zuerst berücksichtigen, es gibt nicht nur Regeln im Islam. Sondern auch bei den Juden, bei den Orthodoxen, bei den Christen, im Hinduismus usw. Und ich kann als Arbeitgeber nicht einem eine Extrawurst braten und die anderen aussen vor lassen. Der oben besagte Herr, blieb mir bis heute eine Antwort schuldig, wie man denn genau Rücksicht nimmt, wie die Organisation aussieht, wenn im Betrieb ein paar Religionen vertreten sind. Wie organisiert man Köche, die zwei verschiedene Arbeitsflächen brauchen, für Milch- und für Tierische Produkte?

Oder Köche, die kein Schwein / Rind kochen dürfen? Wie organisiert man sich in der die Pflegerinnen, die keine Männer waschen wollen? Wie organisiert man ganze Krankenhäuser, wenn alle Ärzte und Ärztinnen nur nach ihren religiösen Grundsätzen handeln möchten? Wie organisiert man sich in der Gastronomie, wenn einige am Samstag nicht arbeiten können? Und andere in die Kirche sollen am Sonntag? Fragen über Fragen.

 

Vielleicht kennt ihr ja einen Betrieb oder eine Institution die das hin bekommt, lasst uns daran teilhaben bitte, denn mir wäre keine bekannt. Wie steht ihr dazu? Gehört Religion in den Berufsalltag oder ist es für euch eher etwas privates, was dort auch bleiben soll – im Privaten?

 

 

Pic- Pexels

5 Gedanken zu „Religion und Beruf“

  1. Hm, schwierig. Ich frage mich halt dann, warum diese Menschen solche Berufe ergreifen? Ich kann das ja verstehen, dass ein Arzt nicht gegen seine Überzeugung und seinen Glauben handeln möchte. Aber er wird ja nicht von heute auf morgen Christ geworden sein. Warum ergreife ich dann einen Beruf, bei dem ich ganz genau weiß, dass ich früher oder später mit dem Thema Abtreibung konfrontiert werde? Dann soll er meinetwegen eine Privatpraxis aufmachen, dann kann ich mir das als Patientin aussuchen. Und er kann sich seine Patienten aussuchen. Aber einer ganzen Klinik das aufzuerlegen …
    Ebenso die Pflegerin. Was stellen die sich denn vor?
    Ich finde es jetzt grundsätzlich nicht falsch, wenn man seine religiöse Überzeugung auch im Beruf auslebt. Aber dann muss man sich auch einen Beruf aussuchen, der damit vereinbar ist.
    LG, Tina

    1. Liebe Tina

      Ich finde das auch schwierig und hoffe auf die Eigenverantwortung der Leute. Mir sind die Menschen aber extrem unsympathisch die nur fordern und fordern und andere bekehren möchten. Ich weiss auch nicht, was man sich dabei denkt. Es verhärtet auf jeden Fall nur die Fronten.

      LG,

      Paula

  2. Ich bin hier bei Tina. Grundsätzlich bin ich kein Fan davon, Verantwortung weg vom Unternehmen und hin zum Arbeitnehmer zu transferieren – einfach, weil es in so vielen Fällen nicht angemessen ist. In diesem Fall jedoch beginnt die Eigenverantwortung des Individuums dabei, sich für einen Berufsweg zu entscheiden, der mit nicht mit dem eigenen Wunsch zum Leben der Religion kollidiert.

    Besonders im Pflegeberuf, wo nicht nur ein allgemeiner Mangel an PflegerInnen herrscht, sondern Männer außerdem nur sporadisch vertreten sind, ist Geschlechtertrennung nach individueller Vorliebe etwas, das organisatorisch nicht sinnvoll ist. Das würde in diesem Fall auch für die anderen VertreterInnen der gleichen Religion problematisch werden, da ein Pflegeheim dann zusehen müsste, nicht zu viele Moslems einzustellen, weil sonst die Pflege der männlichen Bewohner auf der Strecke bliebe oder nur mit beträchtlichem Mehraufwand der religionsfreien oder weniger streng gläubigen MitarbeiterInnen gewährleistet werden könnte.

    Grundsätzlich – wohlgemerkt! – ist Rücksichtnahme dennoch eine wichtige Sache für das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Dies sollte allerdings nicht ausschließlich oder sogar vorwiegend im Hinblick auf religiöse Überzeugungen passieren, sondern einfach soweit gelebt werden, wie die Bedürfnisse eines Individuums nicht zu einer unzumutbaren Belastung für andere wird. Auf einer Abteilung einen extra Topf oder eine Herdplatte für die Zubereitung bestimmter Mahlzeiten zu reservieren kann z.B. nicht so ein riesiges Problem sein.

    1. Hallo Astrid

      Es geht bei der Abteilung nicht um einen extra Topf oder die Herdplatte, es geht darum dass es für solche Menschen, eine extra Arbeitsfläche mit allen Materialien (Töpfe, Pfannen, Teller, Besteck, Mixer usw) für Milchprodukte und eine mit allem drum und dran für tierisches bereit gestellt werden muss.

      Selbst zu Hause, gestaltet sich das extrem schwierig, geschweige denn in einer Gastroküche oder in einem Pflegeheim 😉 Klar, man kann Rücksicht nehmen, aber ich stelle mir das sehr schwer vor, wenn ich verschiedene Religionen habe und dann alle berücksichtigen muss.

      Wie ihr zwei schon gesagt habt, es steht in der Eigenverantwortung der Menschen sch Berufe auszusuchen, die Konform gehen mit ihrem Glauben.

      Liebe Grüsse,

      Paula

  3. Religion sollte weltweit absolut strikt Privatsache sein und nirgends gefördert/privilegiert oder aber angefeindet/angegriffen werden. Religion sollte sich an Menschenrechte halten und nicht als Legitimaton für Verletzungen jeder Art herhalten (siehe Klitorisbeschneidung). Demzufolge – wer seine Religion so strikt ausleben möchte, darf nicht einen Beruf ergreifen, der ihn daran hindert, und dann von der Gesellschaft erwarten, dass die eine Lösung dafür findet. Aber es scheitert ja selbst schon an der Inkonsequenz unserer Regierungen – Stichwort Säkularisation – diese ist bis heute nicht wirklich durchgeführt.

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