Lockdown – Ich habe Superkräfte!

Nein nein, ich drehe nicht durch, anhand der jetzigen, besonderen Lage. Auch ist das kein misslungener Aprilscherz. Ich habe Superkräfte!

Nein nein, ich drehe nicht durch, anhand der jetzigen, besonderen Lage. Auch ist das kein misslungener Aprilscherz. Ich habe aber nach vielen Gesprächen mit diversen Menschen festgestellt, dass ich Superkräfte habe. Leider kann ich nicht fliegen, oder mich wo hin teleportieren, aber ich habe an mir Eigenschaften entdeckt, die mir bisher zwar bewusst waren, doch ich hatte sie nicht als Superkräfte erkannt. ACHTUNG: Das ist ein Beitrag, in dem ich mich selber lobe und mein dezentrales Umfeld. Wenn du sowas als arrogant und abgehoben erachtest, bitte hier entlang.

  • Ich kann mich anpassen
  • Ich kann alleine sein
  • Ich kenne Langeweile nicht
  • Ich hätte kein Problem damit monatelang zuhause zu bleiben
  • Ich bin unabhängig

Anpassen? Du?

Das klingt jetzt erstmal ganz banal, und viele die mich kennen, würden nun mit dem Kopf schütteln, was die Anpassung betrifft. Also um das vorneweg zu klären: Hier ist nicht die Rede von bedingungslosem akzeptieren aller Situationen und Gegebenheiten, und sich überall fügen, nein. Nur die Anpassung, auf die es ankommt, um nicht den Verstand oder den Mut zu verlieren weiterzumachen. Ich musste als Kind lernen, ob ich wollte oder nicht, mich anzupassen.

Und da ich durch die ständigen Umzüge mich nirgendwo richtig zugehörig fühlte, lernte ich alleine zu sein und mich selber zu beschäftigen. Ganz unabhängig von meiner Umwelt, oder meiner Umgebung. Denn nicht nur das wir damals von Rumänien nach Deutschland kamen, nein. Wir zogen auch in jedem Schuljahr um, ein Jahr war ich sogar wieder retour in Rumänien bei meinen Paten. In der vierten Klasse besuchte ich insgesamt drei verschiedene Schulen. Was blieb mir also übrig, als mich anzupassen und lernen wir man mit ständigem und plötzlich auftretendem Wandel umgeht?

Meine Realität war ständig in Bewegung, ich war mir nie sicher, wie der nächste Tag sein wird, oder wo ich sein werde. Klar war das scary as fuck. Aber wenn dich deine Mutter von einem Moment auf den anderen aus dem Unterricht holt und selbst deine Schultasche unter der Bank bleibt, weil sie es so eilig hat, um mit dir und deinen Geschwistern nach Rumänien zu fliehen, dann bist du einfach total abgehärtet, was ständigen Wandel und Veränderung deiner Realität anbetrifft.

Nobodys Darling

Und wenn du nirgendwo richtig dazugehörst, musst du es niemanden recht machen, nur dir selbst. Weil du nicht auf die Anerkennung deiner «Gruppe» angewiesen bist, weil sie nicht da ist. Also lernt man so, sich selber zu feiern. Was auf den ersten Blick traurig klingt, ist aber emotionale Unabhängigkeit. Nicht, dass ich es nicht probiert hätte, dieses dazugehören. Doch es fordert mir einfach zu viel ab. Die Leute wollen Ehrlichkeit, aber bitte nur mit den anderen, da ist es auch total cool. Bis du ihnen mal die Wahrheit ins Gesicht sagst, dann ist fertig Freundschaft. Die Leute wollen Vertrautheit, Zuverlässigkeit, leider habe ich in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass es eine sehr einseitige Sache sein kann.

Ich bin total zuverlässig, stehe zu meinem Wort, kann mich öffnen, nur hat die Vergangenheit gezeigt, dass Menschen mit alle dem nicht umgehen können und es ausnutzen. „Du gibst zu viel!“ Ja, ich bin ein Mensch, der alles für seine Liebsten gibt, jederzeit da ist, wenn ich gebraucht werde. Und alles dran setzen würde dir zu helfen. Wenn du damit nicht umgehen kannst, was soll ich tun? Halbherzige Sachen liegen mir nicht. Und du, wenn du mir schon mal begegnet bist, du weisst das nur zu genau!

Ich bin kein «poeple pleaser» mehr. People don`t like that.

Schönwetterfreundschaften

Die meisten Menschen waren freundlich zu mir, solange ich mich so verhielt, wie sie es von mir erwarteten. Wenn ich da war, wenn sie mich brauchten. Wenn ich etwas für sie tun konnte oder sie sonst wie von mir oder meinen Kontakten profitieren konnten. Wenn ich aber selber mit etwas zu ihnen kam, hatte man meist keine Zeit, keine Nerven mir zuzuhören, wollte mich nicht Supporten, oder hielt es mir im Nachhinein vor. Andere liessen mich an meinem Geburtstag sitzen, ohne sich abzumelden oder ans Telefon zu gehen. Unvergessen die Frauen, die mich verbal und online angegangen haben und sich über mich lustig machten, weil ich über meine depressive Phase öffentlich und sehr offen sprach. Warum sollte ich auch verheimlichen, dass es mir schlecht ging? Warum lügen? Offenheit ist key, jeder hat dunkle Episoden in seinem Leben – so what?

Kleiner Kreis im näheren Umfeld

Mein Kreis wurde also mit den Jahren klein. Sehr klein, an dem Ort, an dem ich lebe, und das ist gut so, wie es ist. Grüsse an den fabelhaften T. und seiner Family! Wir kennen uns fast seit Tag 1 in der Schweiz, was auch schon sagenhafte 13 Jahre her ist. So habe ich nur noch Menschen um mich, die mich so nehmen wie ich bin und mich auch akzeptieren, wenn ich gerade nicht so funktioniere, dass sie einen Nutzen davon haben. Grüsse auch an A. & ihre süsse Tochter! Trotz aller Unterschiede kennen wir uns auch seit knapp 8 oder sind es 9 Jahre?

Home sweet Home – endlich!

Deswegen liebe ich es in meinem jetzigen zuhause zu sein, wo ich seit 2 Jahren mit einer sehr tollen, inspirierenden Frau lebe. Ich habe endlich einen sicheren Ort mit jemanden der mich so nimmt wie ich bin, auch wenn ich manchmal anstrengend bin und auch von Sachen weiss, die ich nur mit einer Hand voll Leute teile. Ich kann mich hier zeigen wie ich bin, mit allen Nuancen und werde trotzdem akzeptiert. Wir haben sogar schon einen Plan, falls es um kompletten Lockdown kommen sollte. Da ich eh weiterarbeiten muss, würde sich für mich nicht sonderlich viel ändern. Ich habe zum Glück ein super Team um mich und endlich meine Traumstelle gefunden. Wenn das vorbei ist haben wir eine Pandemie zusammen ausgestanden, was uns sicher noch näher zusammenbringt, als auch schon. Ich bin total stolz Teil dieses Teams zu sein und freue mich, dass ich auch da, so sein darf wie ich bin und man mich so akzeptiert. Ihr seid super!

Freundschaft

Ich habe tolle Menschen im Netz kennengelernt durch den Blog- in Deutschland, Schweiz, auf meinen Reisen queer durch Europa und auf etlichen Festivals, oder Kongressen- die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Die mich in Ausnahmesituationen kennengelernt haben, oder in einer Situation, in der beide Seiten nur aneinander interessiert waren als Menschen- ohne Hintergedanken was der andere für einen tun könnte. Einige haben mich sogar zum Gerichtstermin mit dem «Poeten» begleitet, sind extra aus ihren Städten angereist obwohl sie mich noch nie gesehen haben! Andere haben die Kosten mitgetragen, obwohl wir uns im realen Leben nie begegnet sind. Wir stehen nun im regen Kontakt und ich habe mich selten so gut sozial vernetzt gefühlt, so gut aufgehoben wie in den letzten zwei Jahren.

Also bin ich doch irgendwie angekommen, gehöre dazu, aber dezentral.

Danke euch allen, ich bin super dankbar, dass wir uns kennengelernt haben und es euch gibt! Was mich auch sehr erstaunt hat, war die freundliche Begrüssung einiger auf den Socialmediakanälen. Wie sehr man sich freute, dass ich wieder da bin, dass sie wieder etwas von meinem Leben mitbekommen, oder das einige sich outeten, sich nur wegen mir auf Twitter angemeldet zu haben, um doch noch etwas mitzubekommen, ausser das was ich auf dem Blog mit der Welt teilte. Wir haben uns noch nie gesehen – aber ich bin froh, dass es euch gibt!

Schweiz – Perfekt!

« Wir haben keine Emotionen, wir haben Geld», sagte Hazel Brugger einst und ich musste gerade daran denken. Jup, das habe ich nun aber auch, diese dezente Art und Weise Emotionen zu zeigen und joa, im Gegensatz zu Deutschland auch dieses «Geld». Denn die Schweizer sind nicht bekannt für grosse Leidenschaft, oder ihre Gastfreundschaft. Ja, böse, ich weiss, aber tief in unserem inneren wissen wir, dass es stimmt.

Wenn man also viel umzieht, ständig neu irgendwo ist und lernen muss alleine klarzukommen, und dann irgendwann in Zürich landet, ist es die perfekte Stadt. Die meisten Leute sind zurückhaltend, betrachten dich jahrelang von weitem, wenn sie sich irgendwann dazu herablassen mit dir zu reden. Partyszene ausgenommen, aber da ignoriert man sich nüchtern am heiligten Tage meist eh. Aber auch da haben sich mit den Jahren super Bekanntschaften entwickelt, imfall!

Wie ich die meisten aber leider erlebt habe, will man lieber unter sich in seiner elitären Bubble bleiben, was auch ok ist. Klar, gibt auch viele nette die ich kenne und schätze, doch meist kommt man leider über ein „Gehen wir mal eins trinken!“ nicht hinaus.

Manchmal liegt es auch an mir, ich bin zu eingebunden in meinen Job, in meine Interessen, und mein ausgeprägtes Bedürfnis nach Ruhe nimmt eine Menge Zeit in Anspruch. Auch bin ich nicht mehr bereit ständige (kostenlose) emotionale Carearbeit zu leisten. Das ist in Zürich dann prima, dass man in Ruhe gelassen wird und so sein kann wie man ist.

Aber ich mag das, ich mag das alles sehr. Ich habe hier alles was ich brauche um meine Träume, Wünsche und Sehnsüchte zu erfüllen. Den Rest hole ich mir eh woanders!

Mit Corona habe ich mich, seit letzten Donnerstag, nicht beschäftigt, oder nicht mehr so intensiv. Ich brauchte eine Pause von dem Ganzen, denn ändern kann ich es eh nicht. Bleibt gesund und entdeckt eure Superkräfte! Wenn du noch keine hast, kannst du vielleicht nun welche entwickeln?

Aber hey- einfach Nichtstun ist auch okay. Würkli.

 

Apropos, zu Superkräften gibt es einen tollen Beitrag von der grandiosen Vera F. Birkenbihl, unbedingt anschauen!

2 Gedanken zu „Lockdown – Ich habe Superkräfte!“

  1. Du bist nicht die einzige mit Superkräften! Ich kann auch gut alleine sein, kann mich organisieren, langweile mich viel zu wenig. Dennoch genieße ich den Kontakt zu anderen Menschen durchaus.
    LG
    Sabiene

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