Jeder der Kinder hat oder Kinder betreut, weiss: Kranke Kinder sind mühsam. Aber es gehört nun mal dazu, gerade am Anfang, dass Kinder krank werden müssen. Ansonsten kann das Immunsystem nicht gestärkt werden. Und meistens ist das für uns Erwachsene schlimmer, als für das betroffene Kind. Nun gut sagen einige von euch nun. Aber ich muss doch arbeiten! Klar, das ist auch verständlich. Aber wenn man das kranke Kind in die Kita oder Schule schickt, verlängert es meistens den Krankheitsverlauf, bis sogar ein Antibiotikum von Nöten wird.
Man kennt es ja selber, dieses Gefühl, sich krank zur Arbeit zu schleppen. Man wünscht sich doch sehnlichst, wenn man ehrlich ist: Möge der Tag bald vorbei sein. Konzentration ist gleich Null, von Produktivität traue ich mich hier gar nicht zu schreiben. Man sitzt seine Zeit mehr oder minder ab und tut das nötigste. Wie viele von uns verschleppten schon eine Erkältung bis hin zur richtig fiesen Bronchitis?
Ein krankes Kind gehört ins Bett
Ein krankes Kind in einer Institution, gerade in einer Krippe, stellt aber auch eine Ansteckungsquelle dar für kleinere Kinder, Spielkameraden und Erzieherinnen dar. Als ich in der Krippe noch tätig war, waren kranke Kinder keine Seltenheit. Wie oft musste man an der Türe verbale Kämpfe mit Müttern und Vätern durchstehen, die völlig unnötig waren? Krankes Kind ist krank. Punkt? Bei einigen sind wir deswegen auf wir auf taube Ohren gestossen. Einmal, mussten wir die Krippe sogar komplett schliessen, für ein paar Tage, weil alle ausfielen, was natürlich auf sehr grosse Empörung stiess. Erzieherinnen sind ja magische Fabelwesen, die nie krank sind!
Besonders bei den Eltern, die ihre Kids zu Hause behielten bis diese vollkommen gesund waren. Aber nun ja, was soll ich sagen? Mit Norovirus lässt es sich nun schlecht arbeiten, einige Eltern mussten deswegen mit ihren Babys sogar in Quarantäne. Diverse Mitarbeiterinnen steckten ihre kompletten Familien und ihr Umfeld an. So breitete sich die Seuche damals ruck zuck aus…Ist natürlich ein krasses Beispiel– Ich möchte nur verdeutlichen wie schnell das alles gehen kann.
Ein Beispiel um die Situation:“ Krankes Kind in der Krippe“ zu verdeutlichen:
Versetzen wir uns doch mal in die Lage der Erzieherin. Gehen wir davon aus, in der Gruppe sind 12 Kinder. Sie ist zusammen mit der Praktikantin und dem Lehrling auf der Gruppe. An dem Tag, weil leider keine Seltenheit, ist einer, der zwei Unterstellten krank oder in der Schule.
Ergo: 2 Erwachsene auf 12 Kinder.
Anmerkung: Personen ohne Ausbildung dürfen mit den Kindern nicht alleine gelassen werden wegen der Aufsichtspflicht.
Jetzt hat dieses besagte Kind nur schon alleine Fieber. In einigen Institutionen darf keine Medizin verabreicht werden. Man ruft die Mutter, den Vater an, erreicht niemanden. Kind fiebert aber trotzdem munter weiter. So lange es munter ist, kein Problem. Viele Kinder werden aber weinerlich, apathisch und brauchen enorm mehr Zuwendung als auch schon. Das Fieber kann man senken mit Essigwickel. Aber wer soll die machen? Man kann nicht erwarten, dass alle Kinder den ganzen Tag drinbleiben sollen, weil ein Kind krank ist. Schickt man den Praktikanten mit den Kindern alleine raus in den Garten, falls einer vorhanden ist, läuft man Gefahr, wenn etwas passiert, dass einem die Hölle heiss gemacht wird wegen der Aufsichtspflicht.
Lässt man den Praktikanten alleine mit dem fiebrigen Kind, nun ja, die Jungs und Mädels im Praktikum sind meist sehr jung und nicht selten mit der Situation überfordert. Ausserdem, wenn kein Garten vorhanden ist, müsste man die zwei ja auch wieder alleine in der Institution lassen, was verboten ist. Ich hätte auch ein unbehagliches Gefühl bei einer 16-17jährigen und einem apathischen, fiebrigen Kind.
Also wie man es dreht und wendet, es ist eine immense Belastung für die ganze Gruppe. Man male sich nur aus wie es ist, wenn 3. Kinder den Norovirus haben. Sie haben Durchfall und Erbrechen, man ist zu zweit, man muss sie ständig wickeln, das Erbrochene wegputzen und die Tagesstruktur am Laufen halten. Plus den ganzen Tag durch alles desinfizieren, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Klingt doch nach extremen Spass, oder?
Zäpfchen am Morgen vertreibt Fieber und elterliche Sorgen?
Die ganz schlauen unter den Eltern gaben ihren fiebrigen Kindern morgens ein Zäpfchen, Fieber wurde für genau 5-6 Stunden unterdrückt, damit wir es ja entgegennahmen. Gegen Mittag, sofern man die Eltern erreichte, mussten sie ihren Spross wieder abholen. Anders ist es in der Schule, wo ein Pädagoge mit meist 25 Kindern alleine ist. Das Kind ist unkonzentriert, evtl. fängt es an zu stören oder es hängt teilnahmslos im Stuhle herum und quält sich. Vom Schulunterricht bekommt es meistens nichts mit, weil es ihm schlecht geht. Und somit muss es dann auch abgeholt werden. Nicht umsonst gibt es ja Reglungen und Gesetze diesbezüglich.
Liebe Eltern: Organisiert euch! Nachbarn, Babysitter, Tagesmutter, Familie, andere Eltern, Freunde. Sprecht mit den Angestellten, sie sind auch gut vernetzt. Bildet Netzwerke für den Notfall. Kommt raus aus dem Schneckenhaus und knüpft Kontakte. Ihr tut uns und vor allem dem Kind keinen Gefallen, wenn ihr es krank aus dem Haus schiebt während ihr zur Arbeit geht.
Liebe Arbeitgeber! Überdenkt noch mal eure Familienpolitik im Unternehmen. Es kann nicht sein, dass man ein krankes Kind jemanden anderen auf`s Auge drückt, andere Kinder und Menschen gefährdet nur wegen der Arbeit oder weil man Isoliert ist. Niemand lebt so weit weg von der Zivilisation, dass es keine einzige Möglichkeit gibt für den Notfall.
Einen versöhnlicheren Artikel mit einigen wertvollen Tipps zu dem Thema gibts hier, doch die Aussage bleibt gleich bei „Geborgen wachsen“