Gastbeitrag von Daniela Seiberle, Autorin, Bloggerin und Weltenbummlerin
Es gab diesen einen Auslöser in meinem Leben, da hat es auf einmal Klick gemacht und ich habe entschieden: Keine Angst mehr! Endlich möchte ich mein Leben wieder genießen und zwar trotz Panikattacken. Ich entschied mich dazu, allein auf Weltreise zu gehen und mich meinen Ängsten und meinen Selbstzweifeln zu stellen.
Die ständige Angst – Das Leben mit Panikattacken
Jahrelang begleiteten mich diese Ängste beinahe täglich. Lange Zeit wusste ich nicht einmal, was mit mir los war. Ich spürte nur, dass irgendwas mit mir nicht stimmte. Ständig fühlte ich mich unwohl, hatte Schwindelanfälle, Herzrasen und Kreislaufprobleme. Ich rannte von Arzt zu Arzt, aber niemand fand die Ursache dafür. In meinem Empfinden war ich krank. Eine andere Erklärung für meine körperlichen Beschwerden gab es für mich nicht. Dass ich jedoch körperlich absolut gesund war, wurde mir erst Jahre später bewusst. Bis dahin lebte ich mit diesen ständigen Panikattacken. Es gab immer wieder Situationen, in denen mein Herz unkontrolliert anfing zu rasen, mir kalter Schweiß über das Gesicht lief und es mir sehr schlecht ging. Am Anfang waren die Symptome nur leicht zu spüren und auch nicht so häufig. Aber irgendwann wurde es immer mehr. Irgendwann war es dann sogar so weit, dass ich nicht mal mehr mit meinen Freunden aus dem Haus ging aus Angst, es könnte mir wieder schlecht gehen. Ich wollte niemanden belasten und niemandem zur Last fallen. Durch diese Vermeidungstechnik wurden die Ängste aber nur noch schlimmer. Es war ein Teufelskreis, aus dem ich selbst nicht mehr herauskam.
Ich brauchte Hilfe, um die Angst zu besiegen
Nach einem Trauerfall in der Familie überredete mich meine Mutter dazu, einen Psychologen aufzusuchen. Ich tat es ihr zuliebe und war mir sicher, dass er mich wieder nach Hause schicken würde. Bis zu diesem Zeitpunkt war immer noch niemand von uns klar, dass ich unter Panikattacken litt. Aber der Psychologe erkannte das sofort und ich war erst einmal wie vor den Kopf gestoßen. Panikattacken? Was ist das? Die Gespräche mit dem Psychologen und das Verstehen, was in meinem Körper vor sich ging, halfen mir dabei, meine Ängste immer mehr in den Griff zu bekommen. Vor allem aber war da mein Wille, mich von dieser Krankheit nicht unterkriegen zu lassen. Ich kämpfte jeden Tag dafür, wieder der lebensfrohe Mensch zu sein, der ich einmal war.
Eine Reise, die alles veränderte
2016 reiste ich das erste Mal mit meiner Schwester nach Kolumbien. Zuvor war ich noch nie so weit weg von Zuhause. Auch das Backpacking war eine komplett neue Herausforderung für mich. Bisher war ich nur Pauschalurlaub gewohnt. Am Anfang der Reise war ich komplett überfordert mit allem. Ich wollte meine Ängste besiegen, aber gleichzeitig warten jeden Tag so viele Herausforderungen auf mich, die mich fast in die Knie zwangen. Von Tag zu Tag verschwand aber meine Angespanntheit und ich merkte immer mehr, wie ich mich wieder zu dem Menschen wandelte, der ich eigentlich war. Ich genoss es, in Kontakt mit anderen Menschen zu sein, mich auszutauschen und jeden Tag etwas Neues zu erleben. Die Angst begleitete mich fast täglich und es war sehr anstrengend für mich, die aufkommenden Panikattacken unter Kontrolle zu halten, aber es wurde von Tag zu Tag besser. Diese Reise veränderte mich und mein Denken. Ich wusste, dass ich aus meinem alten Leben raus musste, um wieder zu mir selbst zu finden und glücklich zu sein.
Eine Weltreise gegen die Panikattacken
Wieder in der Heimat hatte sich diese fixe Idee in meinem Kopf eingebrannt. Ich wollte allein auf Weltreise gehen, meine Geschichte noch einmal komplett neu schreiben und damit mir selbst zeigen, dass alles möglich ist, wenn man es von tiefstem Herzen will. Teilweise fühlte ich mich wie ferngesteuert. Mir war bewusst, dass es eigentlich eine bescheuerte Idee war, allein auf eine Weltreise zu gehen, wenn man unter Panikattacken litt. Aber irgendeine innere Stimme trieb mich an und mein Gehirn schaltete ich einfach auf stumm. Es gab Nächte, in denen ich schweißgebadet aufwachte und an meinem Schritt zweifelte. Aber ich wusste, dass ich es tun musste. Und so ging ich Ende 2016 allein auf Weltreise. Schon am Flughafen beim Check in machte sich die erste Panikattacke bemerkbar und ich musste meine ganzen Kräfte mobilisieren, um diese zu unterdrücken. Kein guter Start. Würde ich das schaffen?
Aber mein Wille war stärker als die Angst. 13 Monate war ich insgesamt auf Reisen. Es gab immer wieder Momente, in denen meine ängstliche und verletzliche Seite mich an meine Grenzen brachte, aber mein Kampfgeist war stärker. Mittlerweile kann ich akzeptieren, dass die Panik zu mir gehört und dass ein oder andere Mal noch an die Tür klopft. Aber ich weiß, was ich schon alles geschafft habe. Dass ich allein die Welt bereist habe und meinen Ängsten getrotzt habe. Und ich weiß, dass egal was noch kommt, ich auch diese Herausforderungen meistern werde.
Cool, wie du auf einem solchen Trip deine Panikattacken bewältigt hast! Chapeau!
LG
Sabiene