GASTBEITRAG
Als ich Paula fragte, ob ich einen Beitrag über das Thema Freiheit verfassen darf für ihren Blog, wusste ich offenbar noch nicht genau, in welche Überlegungen ich eintauchen sollte.
Viele Fragen stehen mir im Weg, wenn ich über meine Freiheit nachdenke, die meisten davon werden lediglich durch eine Vorstellung des jeweiligen Betrachters, beispielsweise als persönliche Meinung beantwortet.
Klar ist, dass zwischen körperlicher- und gedanklicher Freiheit eine, zwar überschaubare doch tiefe Schlucht, entfernter eine Grenze liegt, die es vielleicht nur zu überwinden gilt. Wie auch immer die Vorstellung aussehen mag.
Lass uns davon ausgehen, dass das Gegenteil von Freiheit- das ‚Gefangensein‘, oder schlicht ‚gefangen‘- ist, was sinnesgemäss als Verb auch das Gegenteil eines Nomens wäre, so schränkt sich die eigentliche Freiheit lediglich in körperlicher Form ein, verschwindet aber nicht gänzlich.
Ich sitze also im Käfig und kann mir noch immer vorstellen was ich möchte. Also bin ich in einem freien Zustand- vielleicht nicht in einem freien Umstand.
Sonen Seich…mag mancher Lesende denken, was mich zur Frage bringt;
existiert die absolute Freiheit?
Die Frage über die Bedeutung dieses Wortes wirft mich nach mehreren Tagen der Bedenkzeit weit ab vom eigentlichen Thema und führt mich bis an die ‚‘eigentliche‘ Existenz des Lebens, welche dann auch eher umstritten sein kann..
Es leben tausende Ameisen in ein und demselben Bau. Jedes dieser kleinen Geschöpfe hat innerhalb der jeweiligen Lebenszeit nur eine einzelne Funktion; das eine sucht ständig nach Material, ein weiteres beschäftigt sich mit Holen und Bringen, die nächste bastelt kontinuierlich am Bau, wieder eines versorgt seine Mitbewohner mit Nahrung- einige erblicken kein einzelnes mal Tageslicht! ohnischeiss!
So unterschiedlich das Leben der jeweiligen Ameise auch sein mag, ein jedes hat seine Funktion, eine Aufgabe die es zu erfüllen gilt- einen Platz im Bau, welcher irgendwann durch eine neue Ameise abgelöst wird. Ob Ameisen selber entscheiden können in welchem Bau sie leben, weiss ich leider nicht, vermutlich kann davon ausgegangen werden, dass die körperlichen Voraussetzungen vorhanden sind.
Ich bin keine Ameise, doch mir scheint die Ähnlichkeit, in Anbetracht der Umstände in meinem Leben recht nahe an dem, einer Ameise zu sein. So wie ich lernte zu handeln, zu denken und zu agieren, mich einigermassen darin entwickelte-, entstand mein Platz in diesem Leben, auf dieser Erde, in dieser (unserer) Gesellschaft. Wie viele andere Menschen, kann und darf ich tun und lassen, was auch immer ich will, es liegt im Rahmen meiner eigenen Einschätzung, was ich effektiv tun und lassen kann und möchte , darüber hinaus bin ich mir fast immer über die Auswirkungen und Konsequenzen im Klaren. Ich denke ich bin frei…
Was ist, wenn ich eingesperrt werde? Was wenn man mich in eine Kiste steckt und den Deckel schliesst?
Nun, da ich als Mensch früher oder später eine Notdurft zu verrichten habe, wird es wohl nicht lange dauern, bis es fürchterlich stinkt. An den Folgen könnte ich erkranken, bis mein Leben dann einmal vorüber wäre. So oder so würde ich nur eine begrenzte Zeit ‚überleben‘. Innerhalb dieser Zeit habe ich allerdings die Möglichkeit zu entscheiden, wo ich meine Notdurft verrichte, wie ich diese verrichte, was ich damit anstelle.. Pardon fürs Beispiel…trotzdem; die Freiheit meiner Entscheidung ist noch immer vorhanden, im Rahmen der Möglichkeiten hier etwas begrenzt, doch sie ist noch da.
Meine Freiheit kann mir Niemand nehmen!
Ich stelle mir vor, wie ich meine rechte Faust zum Himmel richte und sogleich losfliege, als hätte ich Superkräfte. Das funktioniert sehr gut, nur sind die körperlichen Voraussetzungen leider nicht gegeben, was mich in meiner Freiheit zu tun und lassen was ich möchte, einschränkt.
Im Rahmen meiner Möglichkeiten werde ich immer frei sein, selbst wenn mir meine Gliedmassen genommen werden. Auch wenn ich gefesselt werde und sogar wenn ich bis zum Hals eingegraben bin. Selbst dann besitze ich die Freiheit, im Rahmen meiner Möglichkeiten, zu agieren oder zu denken und zu fühlen, sowie mich zu entscheiden. Die Umstände formen gewissermassen meine Freiheit.
Heute lebe ich wie du, in zumindest ähnlichen Umständen und gehe einigen Funktionen und Aufgaben nach. Das Übliche halt; Waschen, Putzen, Kochen, Arbeiten, Pflege etc. und bewege mich frei, innerhalb meiner Möglichkeiten, auf meinem Platz, in meinem Leben. Selbstverständlich bin ich mit vielen Geschehnissen auf unserer Erde nicht einverstanden, ja ich mache mir sogar grosse Sorgen um unsere Kinder. In welchen Umständen werden sie einst leben? Welche Freiheiten werden sie geniessen dürfen? Welche vielleicht nicht..?
Eigentlich habe ich selber keine Kinder, ich kann nicht, auch wenn ich wollte. Selbst meine Lebzeit wird wohl um einiges kürzer sein als… vielleicht deine. So sind meine Umstände. Und doch kann ich die Konsequenzen jeglicher Handlungen abschätzen, wie du. Ich kann mich entscheiden, zu tun und zu lassen, zu fühlen und zu denken was ich will, wie du! Ich kann ein Manifest meines eigenen Empfindens und meiner Meinung werden, wie du! Dafür brauch ich nicht einmal Kleider zu tragen- manchmal zweifle ich daran, dass du das auch kannst. Falls nicht, dann weisst du jetzt, wie’s um deine Möglichkeiten steht… Die Entscheidung liegt in deiner Hand. Befreie dich!
Ha di gern!