Es braucht viel Mut, man selbst zu sein – warum eigentlich?

Ist Frau dünn, hat sie bestimmt Magersucht oder Bulimie. Ist Frau kurvig, ist sie bestimmt faul und ernährt sich ungesund. Achtet Frau auf eine gepflegte Erscheinung gilt man als „Tussig“, bevorzugt man eher den Schlabberlook, lässt man sich gehen. Liest man gerne Bücher, hat man bestimmt kein Privatleben und hält sich wohl für besonders schlau, gibt man hingegen die Partyqueen, hat man bestimmt ein Alkohol- oder gar Drogenproblem und ist sonst eher Oberflächig. 

Bekommt Frau Kinder und bleibt zu Hause, hat man bestimmt immer nur darauf gewartet und ist zu faul zum Arbeiten. Bekommt man Kinder und geht arbeiten, wird man hingestellt als Rabenmutter und oft wird die Frage laut: „Wozu hat sie denn überhaupt Kinder bekommen? 

Egal was man tut, man wird immer verurteilt. Egal wie man sich verhält, irgendwem passt das nicht in den Kram. Und je weiter man sich von der Norm entfernt – desto mehr wird man zum Feindbild. Sollte das einen stören?  Nö! 

Schminkt man sich, wird einem entgegen gehauen: „Wahre Schönheit kommt von innen!“ Schminkt man sich nicht, wird man gefragt ob man krank ist, wird einem extremer Mut zugesagt (Exgüsi, für was genau?)  oder man wird wie gerade Alica Keys im Internet gelyncht. (Mehr von Frauen als von Männern) 

Auch in meinem Facebook Freundeskreis kam mir zu dem Thema ein Posting entgegen, von einem Mann: „Liebe Frauen, nehmt euch ein Beispiel an Alicia Keys!“ 

Ähmmm, nope! 

Da könnte man ihm ja glatt entgegenrufen: „Liebe Männer, nehmt euch ein Beispiel an Vin Diesel! Oder Brad Pitt!“ (Ich finde beide nicht heiss, aber was soll`s!) 

Und so als Input: Nur weil man mit Makeup umgehen kann und es benutzt, heisst das nicht, dass man 24/7 mit zugekleistertem Gesicht durch die Weltgeschichte spaziert. Und nur weil man sich nicht schminkt bedeutet das auch nicht, dass man Makeup und seine Anhängerschaft verurteilt oder sogar hasst. 

Ps. Ginge es nach mir könnte man die Vollbärte, die gerade so In sind, auch alle samt abrasieren. Sorry, aber ihr Vollbartjungs seht aus wie euer Opa. Sexy und Co.? Nope! Eher widerlich bis abstossend. Aber hey, so lange ihr euch gefallt, schmiert euch den Glitzer da rein, dekoriert ihn mit Blümchen, whatever! Not my fucking business. Und ich äussere mich nur dazu, weil es hier gerade Thema ist. 

Es ist ein wenig wie mit Alkohol 

Trinkt man als Frau, ist es ok bis nicht ok. Kein grosser Wind wird darum gemacht, es ist „Normal“. Trinkst du aber nicht, egal ob Männlein oder Weiblein, – fühlen sich alle eingeladen nach dem Grund zu Fragen oder noch schlimmer: Sie versuchen dich zu überreden, sie wollen eins spendieren etc. Anscheinend wird wenig verkraftet, wenn man nicht der Norm entspricht. Und im Club und in der Bar trinkt man halt, verdammt nochmal, gefälligst mit! Wo kämen wir denn hin, wenn alle nur noch Wasser mit Zitrone trinken? 

Ausserdem finde ich es immer lustig, wie andere Menschen uns sagen wollen wie wir zu sein haben, nicht? Wenige rufen uns zu: „Sei wie du bist!“ „Du bist super wie du bist!“ „Wenn es für dich stimmt, why not!?“  „Yeah, Kompliment! Du bleibst du selber, komme was wolle!“ 

Stattdessen hört man öfter: „Nimm dir ein Beispiel an dem!“ „So hast du auszusehen, damit du geliebt wirst!“ „Kauf dieses und jenes um glücklich zu werden:“ „Nur wenn du so denkst wie wir liegst du richtig!“ Blablablablabla! 

NEIN! Ich will nicht! Nö, Nope, Nee und Nein! 

Heute nicht, morgen nicht, in 100 Jahren nicht, niemals! Ich will mir auch von der Gesellschaft nicht reden lassen wie ich sein soll. Es ist mir schlicht und ergreifend Wurst bis Scheiss egal und darüber hinaus, ob ich in das Weltbild von manchen Ewiggestrigen passe oder nicht. Oder den Ansprüchen mancher Ignoranten genüge. Wer sind die Leute schon, um uns zu beurteilen, zu verurteilen, mit welchem Recht stellt sich wer hin und erklärt uns wie wir zu sein haben? 

Niemand hat das Recht uns zu sagen wie wir auszusehen haben, wie unser Körper sein sollte, wie wir uns zu kleiden haben. Oder wie Erfolg auszusehen hat. Es geht die Leute einfach einen feuchten Dreck an. Punkt. Die meisten sind neidisch, haben mit sich selber Probleme und Minderwertigkeitsgefühle, die sie so versuchen zu kompensieren. Unglückliche, unzufriedene Leute, voller Selbstzweifel – daran verdient auch die Industrie von A bis Z. 

 „Was Hans über Peter sagt, wenn Peter den Raum verlässt, sagt mehr über Hans aus als über Peter.“ 

So oder so ähnlich ging ein Spruch, den ich mal aufgeschnappt habe – und er ist wahr durch und durch. Wenn man sich das vor Augen führen kann, dass es meist nichts Persönliches ist, verlieren die „Giftpfeile“ der Hater, oder des Mobs ihre Wirkung. Tja, dumm gelaufen! 

Ihr seid super (!) wie ihr seid! Und wenn ihr mit euch nicht zufrieden seid, dann ändert das! Aber nicht, um der gesellschaftlichen Norm zu entsprechen und es wem Recht zu machen. Nur für euch muss es stimmen, einzig und alleine für euch! 

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Und wie geht ihr damit um? 

23 Gedanken zu „Es braucht viel Mut, man selbst zu sein – warum eigentlich?“

  1. Ich hatte mal einen Kollegen, der meinte zu mir, wenn keiner über Dich redet, dann biste nich in. Und ich in Gedanken so: Yeay! Muss dazu ich hab in einem der größten Tratschvereine überhaupt gearbeitet, da war gechilled seine Ruhe haben eine Meisterleistung. Will sagen, wenn man weiss, wie man sich selbst genug ist, interessiert der Rest nicht mehr.

  2. Da hast du ein paar wahre Worte gefunden! Ich bin bis heute zu genervt, wenn ich erklären muss, warum ich keinen Alkohol trinke. Also ich trinke welchen. Manchmal, wenn ich Lust habe und dann nur bestimmten. Die meiste Zeit mag ich es nicht und Wein und Bier vertrag ich einfach nicht gut. Also lasse ich es. Auch auf Partys. Bevor ich müde in ner Ecke hänge, weil ich mich dem allgemeinen Zugzwang unterwerfe, bleibe ich doch lieber bei Wasser und amüsiere mich auch so und wahrscheinlich sogar besser!

    Lange, als Rauchen noch envogue war, musste ich mir auch immer anhören, ich sei unentspannt. Raucher seien ja viiiiil entspannter als Nichtraucher. Wenn man dann bedenkt, dass Raucher ziemlich zickig werden, wenn sie mal irgendwie nicht rauchen dürfen z.B. am Flughafen, dann frage ich mich, wer denn nun wirklich UNentspannt ist. 😀

    LG

    1. Ich seh schon, geht nicht nur mir so, auch wenn ich gerne mal ein Gläschen trinke, aber halt nicht immer. Und ja, das mit dem rauchen..haha. Ich bin ja eher der Gelegenheitsraucher. Wenn es nicht da ist, well dann ist es nicht da. Werde auch nie diese zickigkeit verstehen…aber Sucht ist auch immer schwer nach zu vollziehen, wenn man nicht davon betroffen ist.

      Ganz liebe Grüsse

      Paula

  3. Als Metalhead-Mädchen/Frau die lieber in Jeans & Boots rumläuft, ungeschminkt und mit (mega gruseligen natürlich!!) Bandhsirts wird man auch schon ab und zu mal doof angeschaut, grade in kleineren Städten. (Und hauptsächlich von älteren Frauen)
    Oder gefragt warum man nicht etwas „mehr Mädchen“ ist.
    Und „warum hörst du denn diese schreckliche Musik??!“ Weil ich sie mag, ok? Danke!
    Wurde auch schon für ne und ich zitiere „Gothicbraut“ gehalten (was ich nicht schlimm finde ist nur ne leicht andere Szene).
    Für lesbisch weil ich in „Männerklamotten“ rumlief… (auch nicht schlimm aber weit gefehlt)
    Öhm… joa. Mehr fällt mir spontan nicht dazu ein.

    Mittlerweile juckt es mich auch nicht mehr. Man kann es sowieso nicht jedem Recht machen da draußen. Und das sollte man auch gar nicht versuchen. Statt dessen lieber sich selbst. Oder so.

    Grüßchen.
    M.

    1. Hi =)

      Hach, die Leute motzen doch immer. Ich finde jeder sollte auf sich schauen dann wäre doch alles gut.

      Den meisten bin ich zu Tussig, gerade mit Röckchen und Kleidchen und lackierten Nägeln. Was solls – ihr Problem, sie zerbrechen sich ja den Kopf über mich, lach.

      Schönes Weekend

      Paula

  4. wird man hingestellt als Rabenmutter und oft wird die Frage laut:“Wozu hat sie denn überhaupt Kinder bekommen?“

    Solchen Leuten immer entgegnen: „raben haben eine ganz hervorragende Brutpflege.“
    Und wenn einer sagt „Du ißt wieder wie ein Spatz“ einfach mal drauf hinweisen, daß Spatzen täglich etwa das dreifache ihres Körpergewichts essen.

    Ansonsten: Wen interessiert das Geweine anderer Leute? Wenn ich nicht so sein will wie die, liegt das daran, daß ich es schlicht nicht bin. Wenn deren Weltbild daraufhin implodiert – nicht mein Problem.

  5. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen oft neidisch sind, wenn sie lästern. Du reist gerne? Nein, du kannst einfach nur nicht lange an einem Ort bleiben, du musst dich doch mal entscheiden. Du bist ehrenamtlich engagiert? Nein, du hast doch nur ein schlechtes Gewissen, man sollte auch an andere denken.
    Wer seine Träume nicht auslebt und dadurch unzufrieden ist mit seinem Leben neigt viel eher dazu, über andere zu lästern, wenn diese etwas anders machen, als man es selbst tun würde. Viel viel Mut dazu gehört, jemanden anderem vom ganzen Herzen Glück zu wünschen und zu sagen:“Es ist richtig, was du tust – es ist für dich richtig, also ist es für mich okay.“, kann wahrscheinlich jeder mit ein bisschen Empathie nachvollziehen.

  6. Da kann ich dir in vielen Punkten zustimmen. Ich setze mich mit meinem runden Po auf sämtliche blöden Kommentare, Blicke usw. drauf! Leider hat nicht jeder dieses Selbstbewusstsein. 🙁

    LG, Jessi

  7. Du hast genau ins Schwarze getroffen. Die einzige Person, der man Rechenschaft schuldig ist, ist sich selbst. Wenn man sich nicht selbst verarscht und gut findet, wie man ist, ist das, vorallem heutzutage, der Jackpot!

  8. Ein sehr toller Beitrag, der wirklich deutlich macht, dass es egal was man tut oder wie man sich verhält, immer Menschen gibt, die etwas zu meckern haben ,einen verurteilen oder meinen sie wüssten alles besser.

    Übrigens kenne ich das mit dem Alkohol nur zu gut, denn ich kann keinen mehr trinken, weil ich ihn gesundheitlich nicht vertrage, weshalb ich nun schon sehr mehreren Jahren drauf verzichte. Wenn ich das dann aber Freunden sage, dann sind sie entweder der Meinung mich belehren zu wollen ,dass die Probleme auf den Alkohol ja nicht so schlimm sein können (Äh wie bitte, steckst du jetzt in meinen Körper?) oder sie schauen mich an, als würde die Welt untergehen, als gäbe es nichts schlimmeres. Ganz ehrlich, ich habe auch ohne Alkohol Spaß und ich vermisse ihn nicht. Somit verstehe ich dann das Taram nicht und warum manche meinen, sie wüssten selbst da alles besser. Somit super Beispiel.

    Ansonsten finde ich die Message des Posts toll, es ist wichtig, dass man einfach man selbst ist und auf Kommentare andere nicht zu viel gibt. Da rein, da raus sage ich mir immer wieder.

  9. Ich war schon immer anders und habe eine Weile lang sehr unter der Ausgrenzung und den Kommentaren anderer gelitten. Inzwischen habe ich aber glücklicherweise eine Hand voll Freunde, die mich so mögen, wie ich bin. Seit einer Weile schaffe ich es daher, stolz auf mich und meine Eigenheiten zu sein 🙂

    Gesellschaftliche Zwänge finde ich echt bescheuert – und inzwischen habe ich sogar so eine Abwehrhaltung entwickelt, dass ich dann manchmal aus Prinzip das Gegenteil tue.

    Liebe Grüße

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