Erlaubt euch mal nicht erreichbar zu sein!

Kennt ihr das? Ihr geht mit euren Freunden weg, lernt jemanden kennen, man tauscht Nummern aus und dann geht man seiner Wege bis zum nÀchsten Wiedersehen. Wie lange man wartet bevor man sich meldet, ist bei jedem individuell wie ich aus meinem Freundeskreis und aus gewissen Foren im Nachhinein erfahren sollte.

Und die Meinungen gehen weit auseinander. Von sofort (eher bei Menschen um die 20 Jahren beliebt), ĂŒber 2. Tage spĂ€ter usw. Ich melde mich fĂŒr gewöhnlich am nĂ€chsten Tag gegen Abend mit einer WhatsApp Nachricht oder einer SMS. Werde ich hingegen von der ersten Sekunde an mit Nachrichten ĂŒberhĂ€uft, erweckt das bei mir den Eindruck der BedĂŒrftigkeit und schlĂ€gt mich in die Flucht. Denn man stelle sich nur vor, man lĂ€sst so eine Person in sein Leben, was passiert dann wohl, wenn man nicht sofort ans Handy geht wenn sie anrufen? Kommen dann solche Leute zu einem Nachhause um zu checken was man macht? BeĂ€ngstigende Vorstellung!

Immer Erreichbar? Nein danke!

Man ist im Club, tauscht Nummern aus und geht wieder zurĂŒck auf die TanzflĂ€che zu seinen Freunden. Man geht noch spĂ€ter weiter zum einem Schlummi mit und schlĂ€ft bei der Freundin auf der Couch weil man zu mĂŒde ist um sich noch mal ins Freie, nach Hause, zu wagen. Blick aufs Handy? Warum? War doch eine gute Zeit, mit meinen Freunden, einige habe ich lĂ€nger nicht mehr gesehen, es gab viel zu erzĂ€hlen. Und jeder der mal ein Smartphone in der Hand hatte, weiss dass die Akkuleistung nicht gerade durch Langlebigkeit hervorsticht. Schlussendlich fand ich auf dem Nachhauseweg meinem Telefon 3. Nachrichten, selber Absender
die letzte mit dem Wortlaut: „Warum meldest du dich nicht, was hab ich dir getan?“ Ähhmm, ja, eine Nachricht nach dem wir uns verabschiedet hatten, die nĂ€chste ein paar Stunden spĂ€ter und dann am Nachmittag schon verzweifelt? Sorry, aber da musst du dir wohl jemanden suchen, jemanden der raus geht um 24/7 am Handy zu hĂ€ngen. Denn wenn ich draussen bin, lege ich fĂŒr gewöhnlich weder Wert darauf mein Handy alle 2.Minuten zu checken. Noch weniger auf jemanden der schon die Krise bekommt weil ich mal nicht so schnell antworte wie er es sich vorstellt. Und wer möchte schon jemanden weiter kennenlernen, bei dem man sich schon vor dem ersten Date erklĂ€ren muss?

Internet – & Mobiltelefonfreie Zeitfenster

Ausserdem, man mag es kaum glauben, habe ich mich an diese Mobiltelefon freie Zeit gewöhnt. Ich war frĂŒher 24 Stunden erreichbar, es könnte ja was passieren. Ich habe frĂŒher alles stehen und liegen gelassen um SMS, Emails usw. zu checken und zu beantworten, alles erschien mir sehr wichtig. Und war durchaus enttĂ€uscht, wenn es andere nicht so handhabten. Dabei vergass ich mich und setzte mich unnötig dem Stress aus und die BedĂŒrfnisse von anderen vor die meinigen. Ja, auch Heutzutage sieht man mich noch oft mit Handy, Laptop, durch die Blogs und die nötige Recherche dazu. Ich poste auch viel und gern in den sozialen Netzwerken. Aber es gibt wirklich Situationen an denen ich die Finger von allem lasse. An meinen freien Tagen und in der Nacht ist das Handy aus, auch wĂ€hrend der Arbeit teilweise, oder ich melde mich erst danach, wenn es wirklich nur um Smalltalk geht. Oder wenn ich mit Freunden unterwegs bin, im Kino sitze, essen gehe, beim Wellnessen, beim BĂŒcher lesen. (Doch schon sehr oft wie ich gerade feststelle!) Es bringt auch nichts mir dann ĂŒber Facebook mitzuteilen (wo ich meistens nur online bin, weil ich diverse Berichte lese), dass man mir eine WhatsApp geschrieben hat, Geduld ist eine Tugend meine lieben.

Nichts nervt mehr als stÀndige Erreichbarkeit

Ich weiss noch als ich im Urlaub war ĂŒber Weihnachten, da las ich doch erstaunt eine E-Mail, nach dem ich wieder da war: „Hallo Paula
hast du meine zwei SMS bekommen, manchmal geht das ja unter
“ Nö, bin verschollen in Bayern, die SMS hat ausserdem mein Hund gefressen.“ Nein, Spass bei Seite. Warum muss man im Urlaub erreichbar sein? Warum schreiben einem andere Menschen Emails, ob man die SMS erhalten hat, in denen es schlussendlich um banale Sachen ging wie: „Wie ist das Fest in Bayern?“ und „Guten Rutsch!“ Ja, manche empfinden es evtl. als unfreundlich nicht sofort zu antworten, andere haben mich gefragt, wenn ich nicht zurĂŒckschreibe, warum ich meine Nummer dann rausgebe. Na ja, wie war das denn frĂŒher? Wenn man nicht zuhause war und das Telefon klingelte, konnte ich nicht ran gehen! Wenn ich also nicht zurĂŒck schreiben kann oder gerade will, aus welchen GrĂŒnden auch immer, dann tue ich das nicht. Auch nicht wenn bei WhatsApp 5. blaue HĂ€kchen in Regenbogenfarben blinken wĂŒrden. HĂ€tte ich kein Interesse, wĂŒrde ich das auch klar kommunizieren, wie sonst auch immer. Und wie so oft habe ich vom Leben gelernt: Mit ein wenig Geduld, erledigt sich das meiste eh von selbst!

Wie handhabt ihr das? Sofort immer augenblicklich auf alles antworten? Im Urlaub, in der Freizeit, bei neuen Bekanntschaften? Und ich frage hier nicht nach „Spielchen“ in denen man beweisen muss wie cool man ist. Oder habt ihr gar einen Arbeitgeber der 24/7 VerfĂŒgbarkeit verlangt? Seid ihr selber „StĂŒrmer“ der bei nichtbeantwortung noch 10 weitere SMS hinterherschickt? ErzĂ€hlt mir davon!

Dieser Beitrag erscheint auch bei Ron Orp ZĂŒrich.

13 Gedanken zu „Erlaubt euch mal nicht erreichbar zu sein!“

  1. Mit diesem Artikel sprichst Du mir aus der Seele. Leider ist es heutzutage keine Seltenheit mehr regelrecht bombadiert zu werden. Bei mir kann es da schon auch mal in der Freizeit zu einer Antwortzeit von 2 Tagen oder mehr kommen. Denn das Handy ist fĂŒr mich mehr Mittel zum Zweck und weniger als Zeitvertreib. Nur meine engsten Leute bekommen ĂŒberhaupt die Nummer, wer ungeduldig ist muss sich anpassen oder sich verabschieden. Klingt hart, aber ist dafĂŒr umso herzlicher am Ende, wenn mein GegenĂŒber merkt, dass ich dann nur fĂŒr diesen Zeit habe, z.B. bei einem Treffen.

  2. Ich habe zwar ein Smartphone, aber keinen Datentarif. Mir reicht WLAN daheim. Wenn es etwas Wichtiges ist, dann rufen die Leute eh an und schreiben keine WhatsApp. Und was wirklich Wichtiges kommt wenn dann nur von meinen Eltern (die kein WhatsApp nutzen), vom Kindergarten (via Festnetz) oder von meinem Mann (der kennt meinen Vertrag). Ich brauch‘ das nicht. Und ich antworte auch nicht immer sofort. Oft lese ich Nachrichten eh erst nach einigen Stunden, dann können sie auch noch ein paar weitere Stunden warten.
    Wir haben ein PĂ€rchen im Freundeskreis, die da etwas extrem sind. Alles und stĂ€ndig auf FB, Dauerndes Nachhaken auf WhatsApp, wenn nicht sofort geantwortet wird, … Mein Mann ist zwar stĂ€ndig erreichbar, nimmt’s mit dem Antworten aber auch nicht so eng. Wir haben mit denen schon mal geredet, dass sie uns das nicht krumm nehmen sollen. Es ist durchaus nicht aus Boshaftigkeit. Hat aber auch nix gebracht. Naja.

    1. Ja, manche verstehen das auch nicht wenn sie etwas Ă€lter werden. Wie gesagt bei mir war das vor ein paar Jahren auch noch ganz schlimm 😉 *SchandeĂŒbermeinHaupt
      Mittlerweile geniesse ich die Zeit offline, auch wenn ich im Vergleich zu anderen relativ oft online und am Tel bin. Am Wochenende kaum noch und im Urlaub..ja, wozu? Wenn es irgendwo „brennt“ kann ich es ja aus der Ferne auch nicht richten…

  3. Bin weder nomophob noch neophob, nehme mir einfach das Recht heraus nicht immer erreichbar zu sein – beim Mobile ebenso wie beim Festnetz. Daher gibt es auch keinen AB – wer was will, der wird mich schon erreichen. Es gibt heutzutage Menschen, die kommunizieren jedwede Darmbewegung – es gibt halt Dinge, die will ich einfach nicht wissen – wenn ich das in der Summe irgendwann ĂŒberfliege, dann reicht mir das – vieles erledigt sich auch – wĂ€hrend ich noch gar nicht davon weiß – von selbst 😉 – probiert’s mal aus! Und wenn ich sehe, dass WhatsApp die blauen Haken gesetzt hat, dann weiß ich schon mehr als bei der guten, alten Postkarte.

  4. Tut es nicht gut, sich einfach Malaie das Hier und Jetzt konzentrieren zu können und nicht durch jede Nachricht daraus entrissen zu werden? > geb ich dir Recht!
    Mein Smartphone ist auch immer auf lautlos gestellt und ich schau drauf wenn es gerade passt. GefĂ€llt nicht jedem – aber mir 😀

  5. weil ich meinen Senf ĂŒberall dazu tun muss : ich erinnere mich noch an Zeiten als man zur Telefonzelle ging um jemand anzurufen , mit abgezĂ€hltem Kleingeld. Waren die MĂŒnzen alle dann war auch das GesprĂ€ch beendet. Man schrieb Briefe oder Postkarten vom Urlaubsort , die kamen dann so nach zwei, drei tagen am Zielort an. Mein Smartphone liegt hĂ€ufig zum Leidwesen meiner Mitmenschen daheim auf dem Tisch wenn ich unterwegs bin. Derzeitig dient es dazu mir HörbĂŒcher anzuhören. Weniger Erreichbarkeit bedeutet mehr nervliche Gesundheit. 🙂

  6. Angerufen werde ich selten und auch die WhatsApp-Nachrichten sind selten geworden, seit ich meine Kontakte gebeten habe, mir nicht nur irgendwelche „witzigen“ Bilder und Videos zu schicken.
    Ich habe nĂ€mlich manchmal den Eindruck, dass die Möglichkeit, viele Leute fast immer und ĂŒberall erreichen zu können, dazu genutzt wird, nahezu ALLES mitzuteilen. Ich denke einfach, viel, was bei mir ĂŒber WhatsApp oder Facebook ankam, hĂ€tte man mir im GesprĂ€ch nie mitgeteilt.

    Sitze ich im Auto trage ich mein Smartphone entweder in der Hosentasche oder in meiner Jacke. So auch auf der Arbeit. Ich spĂŒre also durch den Vibrationsalarm, dass etwas ankommt. Vibriert es lĂ€nger, gehe ich von einem Anruf aus. Da mich außer meiner Familie eigentlich nur mein Vorgesetzter anruft, schaue ich nach einer Möglichkeit, anzuhalten und rufe dann zurĂŒck. Denn in beiden FĂ€llen weiß ich, dass es etwas „wichtiges“ sein muss. (So ruft der Chef schon mal an und fragt, ob ich spontan einen Tag frei möchte.)

    SMS oder Nachrichten ĂŒber WhatsApp und Facebook bleiben unbeantwortet, bis ich das Auto verlassen habe. So wichtig, dass ich meine Augen und vor allem meinen Verstand von der Straße nehme, kann keine Nachricht sein.

    FrĂŒher habe ich vorm einschlafen, also auch in der Phase, in der ich schon fast eingeschlafen war, noch auf jede Nachricht reagiert. Das habe ich mir aber schnell abgewöhnt, da mir mein Schlaf heilig ist. NatĂŒrlich macht es meine Situation (ich habe keine Kinder, muss also nicht auf NotfĂ€lle in Kindergarten und Schule reagieren) einfacher, nicht erreichbar zu sein, aber es tut dennoch gut, wenn jemand nicht nach 2 Minuten denkt, ich hĂ€tte mich ins Exil verdrĂŒckt.

  7. Also ich hab ein uraltHandy und das liegt auch gern mal irgendwo wo ich es nicht höre. SMS krieg ich meistens erst Stunden spĂ€ter mit, Emails lese ich eher wenn der Server Sie direkt ĂŒbermittelt – auch hier hakt es mal. Wenn ich jemand erreichen möchte probiere ich es durchaus noch ein zweites Mal oder auf einem anderen Weg…aber ich hasse es mit Nachrichten ĂŒberschĂŒttet zu werden und mit irgendwelchem Kram zugetextet zu werden. Und es kann gut sein das ich dann erstma nicht antworte weil ich genervt bin. Meistens sind das ja bestimmte Personen die das machen. Ich hoffe dann immer die etwas erziehen zu können wenn ich nicht antworte haha… und bei manchen bleibt einfach nur Kontaktabbruch wenn da so gar nix gutes bei rum kommt..also auch so mit Blick auf den Austausch insgesamt… Energievampire und so

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