Die Anspruchshaltung, schraubt sie runter!

Na, kennt ihr auch so Menschen, mit einer Anspruchshaltung, die ihresgleichen sucht? Ja, ich auch, sie begegnen mir leider fast jeden Tag. Und zu dieser Anspruchshaltung gesellt sich dann auch eine gewisse Hilflosigkeit. «Erwachsene, die nichts können, sind Kinder, die nichts durften» habe ich mal irgendwo gelesen. Für mich macht das Sinn.

Wenn ich immer gewohnt bin, dass Mami und Papi bei jedem auftauchenden Problem, alles sofort stehen und liegen lassen, um mir das Problem vom Hals zu schaffen, werde ich eben ein Mensch, der glaubt, ihm stünde das zu, dass sich alle, immer und sofort um meine Belange kümmern, denn ich bin es ja so gewohnt. Tja, so kann man sich halt auch Narzissten heranziehen. 

 

An der Bar 

Neulich war ich hinter der Bar und bereitete was zu, als ein junger Mann an die Bar trat. Er meinte, er hätte da ein paar Fragen zu dem Essen, das wir auch anbieten. Ich sagte ihm freundlich, dass ich in einer Minute bei ihm sei, die Dame, die das Getränk bekam sass nicht mal einen Meter von mir entfernt. Gesagt getan, als ich wieder hinter der Bar stand und mich nun ihm zuwendete, meinte er zu mir:

„Weisst du, ich habe das früher auch so gemacht, als ich noch in der Gastronomie tätig war!“ „Eine Sache nach der anderen?“ fragte ihn argwöhnisch doch mit einem Lächeln im Gesicht. Ich beantwortete seine Fragen, für mich war das schon vergessen, als ich ihn sah, ein paar Drinks später, wild gestikulierend, wie er meiner Kollegin etwas erzählte. Sie sagte mir später, er hätte sich über mich beschwert, weil ich ja so unsympathisch sei. Wir lachten die ganze Nacht darüber. Wirklich, denn ich bin auch an der Bar, die Freundlichkeit in Person. Klar kann ich auch mal durchgreifen, aber auch dann noch freundlich, geduldig, mit einem Lächeln im Gesicht. Das schätzen meine KollegInnen sehr an mir. Darum amüsierte uns seine Aussage umso mehr. Vor allem, da er sich nicht getraut hat mir das ins Gesicht zu sagen, wie meine Kollegin ihm das empfohlen hat, sondern sich erst Mut antrinken musste, um überhaupt was zu sagen.  

Was war also passiert? 

Da war sein kleines Ego also an der Bar zerbrochen, weil ich unsympathische Person nicht alles sofort stehen und liegen gelassen habe, um ihm seine Fragen zu beantworten. Falls es wen interessiert: Er wollte wissen ob wir Chicken Nuggets haben. Nein, haben wir nicht. Was nicht auf der Karte steht, die er in der Hand hatte, gibt es nicht. Ausserdem servieren wir am Tisch bis zu einer gewissen Uhrzeit und er hätte einfach nur auf die Kollegin warten müssen, die ihm sicher auch seine Fragen direkt am Tisch, bei seinen Freunden, beantwortet hätte. Kein Aufstehen, keine Minute warten, nur eben. Wenn man aufwächst, dass jeder alles sofort stehen lässt und springt, wird man das in der realen Welt auch erwarten.  Nur in der Welt bist du einer von vielen und nichts besonders, für den man sofort alles stehen und liegen lässt, einzelne, sehr wenige Personen ausgenommen. 

Eine andere Dame raunzte mal am Rand, beim Warten, auf ihre Cocktails, zu ihrer Freundin, was denn so schwierig sei daran, zwei Cocktails gleichzeitig zuzubereiten, die Eiswürfel schmelzen ja im Cocktail, bis der zweite fertig sei. 

a) Ich bin ein Mensch, kein Oktopuss, ich habe nur zwei Hände

b) Ein Mojito und ein Touch Down gleichzeitig zuzubereiten, dafür braucht man 4 Hände 

c) Siehe Punkt a 

d) Eiswürfel schmelzen nicht in zwei Minuten komplett weg

Bittegern.

Oder die, die denken, nur weil sie nun die Bar berührt haben, oder Blickkontakt hatten mit mir oder jemand anderen hinter der Bar, sofort ihre Bestellung runter rattern können. „ZweigrosseMojitoseinenkleinenCubaLibrefünfgrosseBierundvierHierbasShots

Du bist nicht auf der Flucht, ich bin nicht auf der Flucht, eins nach dem anderen, es ist Wochenende, wir haben Zeit. «Aber dann vergesse ich die Hälfte!» Ja, aber ich soll mir das alles merken, während die Musik dröhnt und mir drei andere ihre Bestellung ins Gesicht brüllen, weil ich es gewagt habe meinen Blick von der Arbeitsfläche zu heben? Nope!

 

Facebook, da werden sie geholfen! 

Gerade auf Facebook hatte ich das Gefühl, dass sich dort die hilflosesten Wesen rumtreiben. Von Bekannten, die WORD nicht zu einem PDF formatieren können und auch sonst wegen allem immer nach Hilfe fragen, zu anderen, die glauben, man sei ihre persönliche, virtuelle Assistentin. Klar, es ist ok nach Hilfe zu fragen. Aber Google, Google, weiss wirklich alles. Es ist nicht so schwer selber erstmal nach Lösungen zu suchen.

Einer schoss aber mal echt den Vogel ab. Er schrieb in einer Berliner Gruppe, ob denn jemand wisse wie man vom Flughafen in die Innenstadt kommt. Nun ja, diese Gruppe war eher für Partytipps und dergleichen, aber sei es drum. Viele verwiesen dann auf Google, Google Maps, BVG App, Infoschalter am Flughafen usw. Es entstand eine lange, skurrile Diskussion, die dann in Rassismusvorwürfen mündete. Weil man ihm empfohlen hatte, doch bitte selber zu denken bzw. zu handeln, und nicht zu erwarten, dass nun andere die Bus- und Bahnverbindungen für einen heraussuchen. *Kopf – Tischplatte* 

Auch verwies man des Öfteren auf den Zweck der Gruppe. In der Zeit hätte dieser Mensch zehn Mal am Infoschalter nachfragen können, nur eben. Seine Anspruchshaltung verhinderte das, stattdessen beschimpfte er die Leute als Rassisten, weil sie sich nicht so verhielten wie Monsieur das erwartet hatte. Welcome to Berlin, welcome to life!

 

Niemand schuldet dir im Internet Antworten. Niemand!

 

Die liebsten sind mir aber die Art Menschen, die glauben, man schulde ihnen im Internet eine Diskussion oder Antworten. Ob es Männer auf Datinportalen sind, die auf ihre billige Komplimente ernsthaft eine Antwort erwarten, besorgte BürgerInnen, oder PokemonkarteninhaberInnen. Nein, Kinder, die Frau im Internet schuldet euch keine Diskussion und blockt wen sie will, wann sie will. Warum? Weil ich euch nichts schulde. Niemand tut das. Eure Eltern erklären es euch sicher so, dass auch ihr das versteht. Es gibt keinen Anspruch auf Antworten, Diskussionen oder sonst was. Ich diskutiere nicht sinnloses mit Menschen, die meine Kinder sein könnten.

Man warf mir deswegen „toxische Feminität“ vor, weil ich genüsslich in ihren, zum grössten Teil „Male Tears“ badete. Ich meine, ernsthaft? Googelt mal den Begriff, bevor ihr ihn verwendet, bitte. Es wirkt sonst so, als würde ein Zweijähriger ständig zu allem Arschloch sagen, weil er das irgendwo aufgeschnappt hat, ohne zu wissen was das Wort überhaupt bedeutet.

Hätte ich mich wirklich geäussert, so wie sie mir begegnet sind, müssten sie nun zum Psychiater und das Geld dafür sollten ihre Eltern lieber in ihre Bildung stecken. Diese Kids haben es echt nötig, bedenkt man, was in Zukunft noch auf sie zukommt. Ausserdem, wäre das Kindesmisshandlung, und auf das Niveau lasse ich mich nun wahrlich nicht herunter. Ich betreue Kinder, ich mache sie nicht fertig, auch nicht im Internet.

Und dann bleiben so viele Fragen offen

Bekommen solche Menschen zu wenig Aufmerksamkeit, die sie dann mit diesem unmöglichen Verhalten, erzwingen wollen um jeden Preis? Ist es anerzogen, diese Anspruchshaltung, durch Überbehütung? Oder werden diese Kinder vernachlässigt und sie holen sich die Aufmerksamkeit so, von fremden im Netz? Woher kommt dieses «ich bin etwas ganz besonderes und mir steht eine besondere, bevorzugte Behandlung zu?» Sind es Pornos, die Männern suggerieren, dass sie jede Frau bekommen können, weil dort ja auch jeder noch so hässliche Quasimodo immer die schönste, vollbusigste Frau vögelt? Oder Social Media, die jungen Menschen durch x likes vormacht, sie wären etwas ganz besonderes? Wie werden manche so Lebensuntüchtig? 

 

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