Der Generalverdacht & Die Verallgemeinerung

Verallgemeinerungen begegnen uns jeden Tag und mich persönlich nerven diese extrem. Nehmen wir nur schon alleine gewisse schweizer Zeitungen die gegen „den deutschen“ hetzen. Nur allzu blöd, dass es den besagten deutschen als solchen nicht gibt. Gleich verhĂ€lt es sich andersrum. Auch Klischees ĂŒber MĂ€nner und Frauen sind so ĂŒberflĂŒssig dass meine Augen schon wehtun, wenn ich diese nur lesen muss. Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen fallen meist Verallgemeinerungen in Konfliktsituationen und haben das Potenzial eine Diskussion zum grossen Streit mutieren zu lassen. Von null auf hundert in wenigen Sekunden, wer hat es nicht schon erlebt? Die Quelle von vielen MissverstĂ€ndnissen? Verallgemeinerungen!

Was mich noch viel mehr nervt als Verallgemeinerungen ist der Generalverdacht.

Der Generalverdacht ist ein auf bestimmte UmstĂ€nde oder Herkunft gegrĂŒndeter Verdacht, der eine bestimmte Personengruppe oder bestimmte Sachen[1] betrifft, ohne dass fĂŒr jede Person oder Sache selbst ein konkreter Verdacht im Hinblick auf einen konkreten (rechtlich relevanten) Vorwurf (z.B. Straftat) oder Eigenschaft (z.B. Unredlichkeit) vorliegt (Tatverdacht).

Ein Generalverdacht kann sich auch gegen eine rechtlich relevante Situation richten.

Quelle: Wikipedia

Besonders in den Kitas stehen mĂ€nnliche Mitarbeiter in keinem guten Licht. Manche MĂŒtter laufen Sturm wenn man einen Praktikanten, Lehrling, Erzieher usw. beschĂ€ftigt. „Also das ist ja ganz toll, dass ihr nun Michael hier habt, aber meine Tochter darf er nicht wickeln.“ „Auf seinem Schoss sitzen? Geht ja gar nicht!“ „Ich möchte nicht dass er mein Kind anfasst!“ Auch in einem Schweizerforum sprachen sich die MĂŒtter gegen mĂ€nnliche Mitarbeiter aus. Ich finde das schrecklich, ganz ehrlich. Nicht jeder Mann der Kinder mag ist pĂ€dophil. Sie alle unter Generalverdacht zu stellen finde ich persönlich unterste Schublade! Ob diese MĂŒtter auch ihren Ehemann oder Freund verbieten dem Baby die Windel zu wechseln? Stelle ich mir auf jeden Fall sehr mĂŒhsam vor!

Den Gipfel der Dinge erreichte die letzten Tage ein Post von einem Vater, dem DĂ€nen Torben Chis, um genau zu sein, in dem er nackt mit seiner Tochter in der Badewanne zu sehen war. 60.000 Menschen gefiel das, aber eben nicht allen. Noch wĂ€hrend ich die Kommentare las, ergrauten auf meinem Kopf ein paar Haare. Wirklich! Das Internet und auch spĂ€ter andere Medien tobten! Ein Mann mit einem, nein, seinem Kind in der Wanne? UNERHÖRT! PERVERS!UNNATÜRLICH! Unter anderem griff auch der Stern das Thema auf:

PrĂŒderie und Verklemmtheit haben sich breitgemacht

„Die positive Resonanz zeigt, dass es offensichtlich ein großes BedĂŒrfnis gibt, fĂŒr einen unbefangeneren Umgang mit den eigenen Kindern offensiv zu werben, auch in den sozialen Medien. FĂŒr viele Eltern ist Nackheit zwar vollkommen normal, doch in den vergangenen Jahren hat sich offensichtlich eine neue Verklemmtheit breitgemacht, die immer und ĂŒberall sofort PĂ€dophilie wittert.

Torben Chris hat das auf seinen Tourneen erfahren. FĂŒr sein Programm, in dem er die PrĂŒderie seiner Landsleute auf die Schippe nimmt, hat er viel Zuspruch erhalten. Eltern seien zu ihm gekommen, berichtet der „Independent“, und hĂ€tten erzĂ€hlt, dass der Vorwurf von PĂ€dophilie schnell im Raum im stĂŒnde. Das brachte den dĂ€nischen Komiker auf die Idee, das Foto zu posten. Die heftige Resonanz in Netz zeigt, dass es da noch einiges zu diskutieren gibt.“

Quelle: Stern.de

Was geht nur in den Köpfen der Menschen vor, dass man auf solche Gedanken kommt? Klar tragen die Medien eine Mitschuld, aber deswegen alle MĂ€nner unter Generalverdacht zu stellen finde ich sehr daneben. Kann bald ein Vater nicht mehr mit seiner Tochter durch den Park laufen Hand in Hand ohne als PĂ€dophiler abgestempelt zu werden? Nein, die heutige Zeit ist auch nicht gefĂ€hrlicher als frĂŒher, wenn ihr mir nun so kommen wollt. FrĂŒher passierte genau so viel Mist, nur bekam man das aufgrund fehlendem Internets und Medien nicht in Echtzeit mit! Wir alle sollten unsere Einstellung zum Generalverdacht mal ĂŒberdenken, oder zu dem natĂŒrlichsten der Welt: Nackt sein!

Schönes Wochenende

Paula

Ps. Dieser Beitrag erscheint auch auf Ron Orp ZĂŒrich.

7 Gedanken zu „Der Generalverdacht & Die Verallgemeinerung“

  1. Diese Debatte ĂŒber mĂ€nnliche Erzieher im Kindergarten ist schon schrĂ€g. Einerseits ist es erwĂŒnscht, dass sich MĂ€nner mehr an der Erziehung beteiligen, was ja auch passiert und gut ist, wenn es dann aber auch mĂ€nnliche Betreuer gibt (was die natĂŒrliche und sinnvolle Konsequenz ist), dann geht man (frau) auf die Barrikaden. Versteh ich nicht. Dieser Generalverdacht ist schon schlimm. Das geht mittlerweile so weit, dass der Schwimmlehrer das Kind um Erlaubnis fragen muss, bevor er es anfasst. Das wird wohl dann interessant, wenn der SchĂŒtzling gerade am untergehen ist.

  2. Es liegt leider in der Natur des Menschen, dass er negative Dinge ausfĂŒhrlicher liest und sich intensiver damit beschĂ€ftigt. Die Schattenseite der sozialen Medien ist dann, dass wirklich jeder irgendwelche Meinungen und Thesen in den Äther werfen darf und Quellen nicht mehr hinterfragt werden. Und so entstehen ganz schnell bestimmte Bilder die sich dann durch subjektive Wahrnehmung verfestigen. Ganz schlimm sowas.

  3. Es gibt so viel Interessantes hier zu lesen. Ich hoffe, ich schaffe es bald, mehr davon aufzunehmen.
    Schön, dass du diesen Beitrag geschrieben hast. Ich hatte das Thema gar nicht mehr vor Augen, aber als ich den Artikel las, fiel mir folgende Situation ein:

    Vor vielen Jahren war ich mit meinem Patensohn (damals 2 Jahre alt) und seiner Mutter in der Innenstadt, um durch GeschĂ€fte zu bummeln. Seine Mutter bat mich, einen Augenblick auf ihn Acht zu geben, da sie zur Toilette musste. Ich setzte mich mit dem Kleinen auf eine Bank und gleich darauf kletterte er auf meinen Schoß, damit ich sein Lieblingsbuch mit ihm lesen konnte. Nicht lange und eine Dame kam auf mich zu, strahlte und meinte:“Der ist aber niedlich. Sie mĂŒssen ein stolzer Papa sein.“ Darauf antwortete ich:“Danke. Ich bin stolz, aber ich bin nicht der Papa, nur der Patenonkel.“ Plötzlich hatte ich ein entsetztes Gesicht vor mir. Wie ich es denn dann wagen könnte, ihn auf meinem Schoß sitzen zu lassen. Ich war total verwirrt und wusste gar nicht, was ich antworten sollte. Die Dame zog dann von dannen und brummelte noch etwas, wie, das dĂŒrfe doch nicht wahr sein etc.

    Jetzt, wo mir das wieder ins GedÀchtnis kam, frage ich mich, ob ich lieber hÀtte sagen sollen, dass ich der Vater bin.

    Noch dazu fÀllt mir auf (man mag mich korrigieren), dass bei PÀdophilie in den meisten FÀllen an MÀnner gedacht wird. Bei Magersucht an Frauen. Ich finde das beÀngstigend. :/

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