„Deine Eier gehören mir!“

Ja, ich weiss Ostern ist vorbei. Nein, ich möchte auch nicht deine übrig gebliebenen Schokoladen Ostereier haben. Die Rede hier ist vom männlichen Hoden. Und nein, dieser Spruch ist auch nicht von mir. Ich würde mir nie anmassen die Körperteile eines anderen Menschen als mein Eigentum zu sehen.

Diese Aussage ist in Rom vor ein paar Tage gefallen von einer Dame, in meinem Alter, aus Amerika. Wir sassen beide alleine am Tisch im Restaurant und fingen uns an zu unterhalten. Ihr Mann kam dann noch dazu und wir beschlossen noch etwas um die Häuser zu ziehen, da es noch früh am Abend war und wir uns gut verstanden. Zu später Stunde, und einigen Drinks später, kam sie auf mein Septum (Piercing an der Nase) zu sprechen, und ob es weh getan hatte. Ich verneinte die Frage und erzählte ihr von anderen Piercings, die wirklich weh getan hätten, aber nicht zu sehr, denn es kamen ja noch einige hinzu.

Das Piercing

Zwinkernd erzählte sie mir dann von dem Tag, an dem ihr Mann mit einem Intimpiercing nach Hause kam. Er, war stolz darauf sich getraut zu haben, grinste über beide Backen, bis sie davon erzählte, wie sie ihn zwang zwei Tage später das Piercing herauszunehmen. Und mit diesem Satz beendete sie die Geschichte: „Deine Eier gehören schliesslich mir seit dem wir verheiratet sind!“

Ich musste schon schlucken und fragte sie darauf hin, ob es denn nicht schöner wäre, er könnte mit seinem Körper machen was er möchte, denn, wenn man jemanden liebt, möchte man diese Person doch glücklich sehen. Und so ein kleines Piercing, dass ja nicht immer Sichtbar ist, sollte doch kein Problem darstellen.

Ich und meine grosse Klappe

Ui…das hatte gesessen, wir diskutierten diese Frage noch extrem lange, dafür, dass wir uns erst vor ein paar Stunden begegnet sind, und ich weiss ja auch um meine sehr liberale Einstellung zu allem. Ich betonte das auch immer wieder, ich sei kein Masstab. Nicht alle in Europa sehen das so wie ich, denn die Frage kam auch, ob alle Frauen in Europa so tolerant sind. Nun ja, soweit so gut. Diese Frage, allerdings liess mich bis heute nicht los.

Wie weit hat der Partner ein Mitbestimmungsrecht am eigenen Körper?

Es gibt Frauen, die lassen sich ihre Haare nicht schneiden, weil es ihrem Partner besser gefällt, wenn sie lange Haare haben. Männer dürfen in einigen Partnerschaften keinen Bart haben und wiederum andere verzichten auf Schmuck, andere auf Nagellack, oder auf ihre Lieblings T-shirts. Ich hatte ja auch schon Partnerschaften, wo Mann dachte, er könnte mir irgendetwas vorschreiben, weil es ihm so oder so besser gefallen würde…

Ich habe mich auch schon in Fitness Center schleppen lassen, mich „leiser“ verhalten, weniger bis gar nicht mehr geredet, ja auch ich liess mich in jungen Jahren verbiegen. Aber man wird älter und im besten Falle auch schlauer. „Take it or leave it!“ ist die neue Devise.

Wie weit dürfen Kompromisse gehen?

Nun, mir ist ja bewusst, dass man Kompromisse eingehen muss in Partnerschaften, aber sollte man so weit gehen, dass man sich und sein Dasein verbiegen lässt um den anderen zu gefallen? „Ich tue es ihm zuliebe!“ hatte ich dann auch schon mal irgendwo gehört und wie frustriert war man im Nachhinein, wenn die Partnerschaft zerbrach, dass man dieses und jenes ihm zuliebe nicht getan hatte.

Ich finde, jeder sollte den anderen nehmen wie er ist, ob jetzt mit Piercing, ohne Piercing, mit Bart oder ohne Bart. Es gab dünne Männer in meinem Leben, es gab aber auch stärker gebaute. Es gab Männer mit Bart, Männer ohne, andere rauchten viel, andere gar nicht. Es gab aber nie einen Moment, wo ich von ihnen erwartet hätte mir zuliebe abzunehmen, das rauchen aufzugeben oder irgendwas an sich zu verändern.

Na gut, von einem habe ich verlangt, dass er ehrlich ist, obwohl ich wusste er war ein krankhafte Lügner. Die süsse Illusion, dass es bei mir anders sein könnte, weil auch ich anders bin, und alles das eben. Ich weiss es nun besser 😉 der Punkt aber ist, wir verlieben uns ja in den Menschen, gerade weil er so ist, wie er ist und dann setzen einige von uns alles daran, den anderen nach den eigenen Vorstellungen verbiegen zu wollen.

Wie seht ihr das?

Habt ihr auch schon mal dem Partner zuliebe auf etwas verzichtet, was euren Körper anbelangt? Oder habt ihr dem Partner um gewisse Dinge gebeten, oder es ihm gar verboten? Wie habt ihr  / hat er reagiert? Wie steht ihr allgemein zu dem Thema „Sich für den Partner verbiegen?“ Oder gehört das zu einer guten Ehe, Partnerschaft dazu, dass man dem anderen zuliebe auf Dinge verzichtet, abnimmt, sich anders verhält, so als Kompromiss?

Grüsse aus Sizilien meine lieben!

4 Gedanken zu „„Deine Eier gehören mir!““

  1. Kompromisse finden endet für mich beim eigenen Körper. Darauf hat niemand Anspruch oder Eingriffsrechte. Es muss niemand schön finden und im schlimmsten Fall geht jemand deswegen. Aber ganz ehrlich, wer will denn ausschließlich für seinen Körper geliebt werden?
    Kompromisse kann man über die Haushaltsführung, das TV-Programm oder wer auf welcher Seite des Bettes schläft schliessen. Aber sicher nicht darüber, was der andere mit seinem Körper anstellt (letztendlich auch nicht, wenn jemand der Ansicht ist, sich zu Grunde richten zu müssen.)

  2. Tja, verbieten würde ich nie etwas, aber darum bitten. Beispiel Rauchen: Als Nichtraucher ist es definitv nicht angenehm jemanden zu küssen der raucht. Wenn meine Partnerin rauchen will, dann kriegt sie halt weniger Küsse. Nicht aus Trotz, es stinkt halt einfach. Umgekehrt läuft es so beim Whisky 😉 Ansonsten, es ist ihr Körper, ihr Leben, sie bestimmt über sich.

Mich interessiert deine Sichtweise zum Thema!

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